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Mitten in der europäischen Krise drängt sich die Abfallwirtschaft als Schlüsselthema in die Debatte über unsere Existenz.
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Vordergründig steht die Abfallwirtschaft am Scheideweg zwischen Neoliberalismus und staatlicher Hoheit. Missglückte Privatisierungsschritte werden gerade wieder zurückgenommen. Besonnene Vordenker plädieren schon lange für ein konstruktives Miteinander von öffentlicher Abfallwirtschaft und privaten Partnern unter dem klaren Primat der Kommunen.
Auch die EU-Kommission hat mit ihrer 2011 formulierten Abfall-Strategie den richtigen Weg vorgegeben: Neben auf modernen Wissensgrundlagen basierender Vermeidung und Kreislaufpolitik verweist sie besonders auf die Durchsetzung bestehender, Mensch und Umwelt schützender Rechtsvorschriften und auf die regionale Entsorgungssicherheit.
Für strategische Allianzen zwischen öffentlicher Abfallwirtschaft und privaten Firmen sprechen mehrere politisch brisante und sozial wie wirtschaftlich notwendige Aspekte:
Die aktuellen Fortschritte in der erneuerbaren Energie-Technologie sowie in der Planung energieautarker Einheiten wie Häuser, Unternehmen und Kommunen bringen etliche Ansätze für Effizienzverbesserung und zusätzliche Energie-Wertschöpfung für die öffentliche Abfallwirtschaft. Es geht um Optimierung von Abfalltransport, Müllverbrennung, Fernwärme, Biomasse-Nutzung oder entsprechenden Pilotprojekten.
Die weltweite Rohstoffverknappung bringt uns - weil die Bodenreserven woanders liegen - in enorme Abhängigkeit von internationalen Lieferanten, ihren Börsen und explosionsartig steigenden Einkaufspreisen. Um wertvolle Metalle, Seltene Erden und andere nicht mehr wegzudenkende Materialien bei uns nicht verkommen zu lassen - von grob fahrlässiger Deponie in Europa über Computer-Ausschlachtung durch Müllkinder in Afrika bis zu Kupferkabel-Diebstahl spielt sich da einiges Unverantwortliches ab -, sollten wir endlich zu einer vernünftigen Wiederverwertung gelangen.
Die in den vergangenen Jahren stark gewachsene Community der tatsächlich nachhaltig agierenden Unternehmen (vielfach Klein- und Mittelbetriebe) wäre ein idealer Entwicklungs- und Aktionspartner für die öffentliche Abfallwirtschaft. Diese Firmen könnten einen Schulterschluss zwischen Staat und Privat ermöglichen, der Abfallvermeidung, Wiederverwertung, Effizienz steigernde Innovation, zusätzlichen Klimaschutz und "green jobs" schafft.
In Österreich sind die Spitzenvertreter der öffentlichen Abfallwirtschaftsverbände gerade dabei, diesbezüglich in die Offensive zu gehen: Sie wollen mit Bevölkerungsbefragungen, offenen Expertenforen sowie wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Studien die Abfallwirtschaftsbranche aus dem Grau der Ideologie und Unwissenheit ins helle Licht der sachlich fundierten Entscheidungen, der für jeden von uns und für unsere Kinder entscheidenden Daseinsvorsorge bringen.
Sie wollen deshalb auch sicherstellen, dass die Aufgabenverteilung zwischen der öffentlichen und der privaten Abfallwirtschaft in der Kompetenz der verantwortlichen Kommunen verbleibt. Und damit im höchsten Sinn des Wortes Gold im Müll finden. Für Österreich und Europa.