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Münze Österreich ist weltweit die Nummer drei. | Philharmoniker ist Verkaufsschlager. | Wien. "Münzen lösen sich nicht so einfach in Luft auf", sagt der Vorstandsvorsitzende der Münze Österreich AG, Dietmar Spranz, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". Deutsche Euroscheine mögen sich zersetzen, aber Münzen haben Bestand. Die Münze Österreich AG - vormals Hauptmünzamt der Republik - ist seit 1989 eine Tochtergesellschaft der Österreichischen Nationalbank (OeNB). Damals hatte das Hauptmünzamt den Charme eines "Industriemuseums", erklärt Spranz. Die OeNB stand vor zwei Alternativen: Modernisieren oder stilllegen.
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#Neue Marktanalyse
Es bestand großer Handlungsbedarf. Marketing und Verkaufsförderung waren Fremdwörter. Es gab lediglich eine Kassa für den Verkauf von Sammlermünzen, so Spranz. Produkte wurden zufällig entwickelt. Heute geht einer Produktentwicklung eine intensive Marktanalyse voraus und Sammler werden im Münze Österreich-Shop fündig. Zu den wichtigsten Produkten des traditionsreichen Unternehmens zählen die Euromünzen sowie Goldanlage- und Sammlermünzen.
Auch die Abläufe bei der Herstellung wurden seit der Ausgliederung modernisiert. Die Kapazität wurde ausgeweitet und ein internationales Massenprodukt kreiert: Der Philharmoniker. Dieses Goldanlageprodukt ist wegen seiner Gewichtskategorie (Unzen) international vergleichbar und dadurch leichter handelbar als Dukaten wie der Maria-Theresien-Taler.
Boom ist vorbei
Vor allem am heimischen Markt herrschte Anfang der 1990er Jahre großer Nachholbedarf, aber auch in den USA und Japan waren Goldmünzen als Anlageprodukt gefragt. In den ersten zehn Jahren wurden so rund 200 Tonnen Gold - das ist ein Drittel der Goldreserven der OeNB - verarbeitet und verkauft.
In Europa und Japan ist die Münze Österreich nach eigenen Angaben auf dem Gebiet der Goldanlagemünzen die Nummer eins, in den USA und weltweit die Nummer drei.
Der Boom der ersten Jahre ist allerdings vorbei. Der Sekundärmarkt, auf dem Münzen gehandelt werden, trat in Konkurrenz zur Produktion der Münze Österreich. Nun wird verstärkt auf Halbfertigfabrikate wie Münzplättchen gesetzt. Mittlerweile habe das Unternehmen in diesem Geschäft Fuß gefasst, erklärt Spranz. Derzeit werden rund 40 Länder mit Halbfertigprodukten beliefert.
In absehbarer Zeit werden auch die osteuropäischen EU-Mitgliedsstaaten den Euro als Währung einführen. Plant die Münze Österreich mitzubieten und Aufträge an Land zu ziehen? "Nicht um jeden Preis", stellt der Münze Österreich-Chef fest. Welche neuen Mitgliedsstaaten die Münze Österreich im Visier hat, wollte er allerdings nicht verraten. Im Frühjahr 2007 erscheint eine Zwei-Euro-Gedenkmünze anlässlich des Jubiläums 50 Jahre "Römische Verträge", durch die der Grundstein der Europäischen Union gelegt wurde. Diese Münze wird europaweit im Umlauf sein und einheitliche Designelemente aufweisen. Besonders stolz ist der Vorstandsvorsitzende darauf, dass die Münze Österreich bei der Koordination eine maßgebliche Rolle gespielt hat.