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Goldgräberstimmung bei heimischen Unternehmen

Von Ronald Schönhuber

Wirtschaft

Teheran/Wien. Wenn es darum geht, Gefühlslagen im globalen Wirtschaftsgefüge zu skizzieren, kann es mitunter schwierig oder auch ausufernd werden. Manchmal braucht es aber deutlich weniger, im Fall von Hans-Jörg Hörtnagl reichen sogar zwei Wörter, um die derzeitige Stimmung bei den heimischen Unternehmen auf den Punkt zu bringen. Angesichts des Iran-Abkommens herrsche "absolute Aufbruchsstimmung", sagt der für Südasien zuständige Regionalmanager in der Österreichischen Wirtschaftskammer.

Dass westliche Unternehmer den Iran nun als das gelobte Land ansehen, hat gute Gründe. Denn das Land, das schon seit Monaten intensiv um Investoren wirbt, verfügt mit seinen 78 Millionen Einwohnern über einen beträchtlichen Absatzmarkt, der aufgrund des westlichen Sanktionsregimes mehr oder weniger brachgelegen ist. "Im Gegensatz zu auf den ersten Blick vergleichbaren Ländern verfügt der Iran über eine stark ausgeprägte und gut ausgebildete Mittelschicht", sagt Hörtnagl zur "Wiener Zeitung". "Und diese Mittelschicht verfügt auch über eine westliche Konsumorientierung."

Ein enormes Nachfragepotenzial gibt es aber nicht nur hier. Nachdem der jahrelange Boykott den Iran ökonomisch in die Knie gezwungen hat, muss fast alles dringend modernisiert werden. "Chancen für österreichische Unternehmen gibt es vor allem in den Bereichen Infrastruktur, Verkehr, Energie, Anlagenbau und Medizintechnik", sagt Hörtnagl. Zwischen 150 und 200 österreichische Unternehmen bearbeiten seinen Informationen zufolge derzeit den iranischen Markt.

Vervierfachung des Handels

Wie steil es bergauf gehen könnte, zeigt ein Blick auf die Zahlen. 2005 betrug das Handelsvolumen zwischen Österreich und dem Iran rund 600 Millionen Euro. Infolge der Sanktionen fiel es 2014 auf knapp die Hälfte zurück. Bis 2020 wird nun ein Anstieg auf eine Milliarde Euro erwartet. Einen wichtigen Schub in diese Richtung könnte der geplante Iran-Besuch von Bundespräsident Heinz Fischer liefern, der wohl mit einer großen Wirtschaftsdelegation anreisen wird. Hoffnungen darf sich in diesem Zusammenhang wohl auch die OMV machen, die bereits 2007 ein Abkommen über die Exploration eines riesigen Gasfeldes geschlossen hatte, das dann wieder auf Eis gelegt wurde. Die Einigung sei ein "positives Signal", sagt Sprecher Robert Lechner. Der globale Energiemarkt wird nach Sanktionsende jedenfalls ein anderer sein. Der Iran ist jetzt schon der fünftgrößte Ölproduzent der Opec und könnte sein Fördervolumen bis 2025 verdoppeln, was nachhaltige Auswirkungen haben dürfte. Nach der Einigung sackte der Ölpreis kurzfristig um mehr als einen Dollar ab. bevor er wieder anstieg.