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Goldman Sachs schwimmt im Geld

Von WZ Online

Wirtschaft

Die US-Investmentbank Goldman Sachs profitiert von den Problemen vieler Wettbewerber und schreibt wieder Milliardengewinne - vor allem dank satter Erträge im Geschäft mit Aktien und Anleihen.


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Goldman ist eine der wenigen verbliebenen Häuser weltweit, die sich noch voll auf das krisengeschüttelte Investmentbanking konzentrieren. Mit den Gewinnen im Rücken konnte Goldman zuletzt bereits die Staatshilfe von zehn Milliarden Dollar zurückzahlen. Im Schnitt kann ein Goldman-Angestellter nun in diesem Jahr auf Verdienste und Boni von bis zu eine Million Dollar hoffen.

Im zweiten Quartal stieg das Netto-Ergebnis überraschend deutlich um ein Drittel auf 2,7 Milliarden Dollar - trotz einer Einmalbelastung von 426 Millionen Dollar durch die Rückzahlung der Staatsgelder. Die Erträge kletterten um fast die Hälfte auf 13,7 Milliarden Dollar. Goldman ist das erste große Institut, das Einblick in das Geschäft des zweiten Quartals gibt. Experten sind sich sicher, dass die Zahlen ein Signal für ähnlich gute Ergebnisse anderer Geldhäuser mit einem starken Kapitalmarktgeschäft sind.

So hatte auch die Deutsche Bank von einem weiter günstigen Marktumfeld gesprochen, nachdem sie bereits zu Jahresbeginn von dem Boom an den Anleihemärkten profitiert hatte. Die Zahlen der Frankfurter werden Ende Juli erwartet.

Verantwortlich für den Gewinnsprung bei Goldman waren ausschließlich die Einahmen bei Emissionen und im Handel mit Wertpapieren: Das Geschäft mit Unternehmensanleihen sowie Kredit- und Zinsprodukten und Devisen legte im zweiten Quartal so stark zu wie schon seit Monaten nicht mehr. Die Erträge in der Sparte verdoppelten sich fast, weil sowohl Firmen wie auch Staaten wegen der Krise Milliarden an den Kapitalmärkten aufgenommen haben. Banken verdienen dabei durch Beratung und im Handel.

Dagegen musste das Institut im klassischen Beratungsgeschäft bei Übernahmen und Fusionen Einbußen hinnehmen. Seit Beginn der Finanzkrise vor zwei Jahren gibt es kaum noch große Firmenübernahmen, was bei Investmentbanken weltweit zu sinkenden Erträgen führt.

Angesichts der Abhängigkeit vom Wertpapiergeschäft bezweifeln nicht nur einige Experten sondern auch der Finanzchef des Instituts, dass Goldman und andere Banken auch in den nächsten Quartalen noch so satte Gewinne schreiben können. "Ich kann Ihnen nicht sagen, dass wir jetzt in jedem Quartal Gewinne in dieser Größenordnung haben werden", sagte Viniar im Interview mit Reuters. Das wirtschaftliche Umfeld sei sehr schwierig. "Wir sind noch nicht aus dem Gröbsten raus."

"Entscheidend ist, wie nachhaltig diese Ergebnisse in dem Marktumfeld sind", betonte auch Keith Davis, Analyst bei Farr, Miller & Washington. "Die Ergebnisse sind sagenhaft. Die Lage an den Märkten ist aber noch sehr fragil", kommentierte William Smith von Smith Asset Management.

An den Märkten war daher auch wenig Euphorie zu spüren. Goldman-Aktien gaben in einem kaum veränderten Gesamtmarkt 0,2 Prozent nach. Aktien deutscher Banken gingen dagegen mit einem Plus aus dem Handel.

(Reuters)