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Goldman will weg vom Staat

Von WZ-Korrespondent John Dyer

Wirtschaft

New Yorker Bank meldet trotz Krise Rekordgewinn im ersten Quartal. | Kapitalerhöhung von 5 Mrd. Euro geplant. | Boston. Die globale Finanzkrise hat Goldman Sachs nicht von seinem Thron als König von Wall Street kippen können. Die New Yorker Bank will jetzt, mit 1,8 Milliarden Dollar Gewinn im letzten Quartal und steigenden Kursen seiner Aktien im Rücken, fünf Milliarden Geld bei Anlegern aufnehmen. Damit soll die Hälfte der Hilfsgelder zurückbezahlt werden, die die Bank aus dem Wall Street-Rettungsfonds der Regierung bekommen hat - mit einer Reihe von Auflagen, die Konzernchef Lloyd Blankfein gern loswerden möchte.


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"Angesichts der schwierigen Marktbedingungen sind wir über das Ergebnis dieses Quartals erfreut", sagte Blankfein zu den Quartalszahlen. Goldman hatte im Oktober zehn Milliarden Dollar an Bundes-Geldern erhalten. Zahlt sie die zurück, so ist es die erste Bank, die dazu in der Lage ist. Beamte des US-Finanzministeriums wollten den Plan von Blankfein nicht kommentieren. Aber in der amerikanischen Finanzwelt ist man sich einig, dass die Regierung die Rückzahlung als Zeichen begrüßen würde, dass Banken wieder auf eigen Füßen stehen können.

Goldman Sachs muss allerdings erst die "stress test" genannte Belastungsprüfung durch Beamte des US-Schatzamtes absolvieren, bevor die Staatsmilliarden zurückfließen können. Diese soll sicherstellen, dass die Banken über ausreichend Kapital verfügen, um ihre Verpflichtungen zu bedienen und Darlehen ausgeben zu können. Der Test ist ein entscheidendes Element in Finanzminister Timothy Geithners Plan zur Stabilisierung des Finanzsystems.

Blankfein sagte vergangene Woche in einem Vortrag vor institutionellen Anlegern in Washington, er wolle das Rettungsgeld der Regierung nicht als ständiges Kapital behalten. "In der Minute, in der einer Bank erlaubt wird, das Geld zurückzuzahlen und sie in der Lage ist, das zu tun und dabei ihren Verpflichtungen und ihrer Rolle auf dem Kapitalmarkt nachzukommen, in dieser Minute sollte sie das tun", sagte Konzernchef Blankfein.

Gehalts-Deckelung fällt

Rückzahlung der Gelder würde Goldman Sachs auch von de Gehalts-Restriktionen befreien, die Präsident Barack Obama allen Banken auferlegt hat, die mehr als eine halbe Milliarde Dollar an Regierungsgeldern bekommen haben. Traditionell gehören die Goldman-Banker zu den höchstbezahlten in den USA. Blankfein und seine Top-Manager haben seit Monaten unter den Begrenzungen gelitten. Blankfein gilt als der höchstbezahlte Chef einer Investmentbank in den USA mit einem Jahreseinkommen von 68 Millionen Dollar 2007.

Trotz der guten Nachrichten gibt es auch Schattenseiten. So hatte die Bank im Bereich kommerzieller Hypotheken einen Verlust von 800 Millionen Dollar. Und noch im Dezember 2008 machte Goldman Sachs bei anderen Investitionen eine Milliarde Verlust.

Das Finanzsystem habe nach wie vor mit "extrem schwierigen konjunkturellen Bedingungen zu kämpfen", sagte Finanzchef David Viniar. Er bleibe daher zurückhaltend, was die kurzfristigen Aussichten betreffe. Goldman-Aktien eröffneten wegen des Ausblicks und der Kapitalerhöhung mit einem Minus von fünf Prozent bei 123 Dollar, was dem Kurs für die neuen Papiere entspricht.