Mitte nächster Woche wird die Insolvenz beantragt.
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Tulln. Bei der finanziell angeschlagenen Goldmann Druck AG, einem Unternehmen der Druckerei-Gruppe Goldmann, ist Feuer auf dem Dach. 165 Arbeitsplätze sind am Standort Tulln stark gefährdet.
Dem Vernehmen nach wird am nächsten Donnerstag ein Insolvenzverfahren beantragt.
"Es wird auf jeden Fall nächste Woche ein Insolvenzverfahren eingeleitet", sagt der renommierte Sanierungsanwalt Michael Lentsch von der Kanzlei Kosch & Partner im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". "Das Ziel ist, über ein Insolvenzverfahren der Goldmann Druck AG die Gruppe wieder hinzukriegen." Nachsatz: "Wir sind auf Brautschau." Ob ein Konkursverfahren samt Auffanglösung oder ein Sanierungsverfahren samt Sanierungsplan beantragt wird, werden laut Lentsch erst die Gespräche am Wochenende ergeben.
Komplexe Pleite
"Wir erwarten, dass das Verfahren Goldmann Druck AG das größte Insolvenzverfahren dieses Jahres in Niederösterreich wird", sagt Alexander Klikovits, Insolvenzexperte des Gläubigerschutzverbandes KSV1870 zur "Wiener Zeitung". "Wir rechnen mit Verbindlichkeiten in einem hohen zweistelligen Millionen-Euro-Bereich, aktuelle Zahlen liegen uns aber noch nicht vor." In der Bilanz 2009/10 (Stichtag ist der 30. Juni) weist alleine die Goldmann Druck AG rund 38 Millionen Euro Schulden aus; dazu kommen laut Creditreform ein negatives Eigenkapital in Höhe von 7,64 Millionen Euro und ein Bilanzverlust in Höhe von 16 Millionen Euro.
Zur Druckerei-Gruppe Goldmann, die insgesamt 1100 Mitarbeiter in Österreich, Tschechien und Ungarn beschäftigt, gehören neben der Druck AG auch die Goldmann-Zeitungsdruck GmbH, die Ende 2009 ihren wichtigsten Kunden, die Tageszeitung "Der Standard", an die Mediaprint verloren hat.
Bei Fellner im Boot
Die Goldmann Druck AG ist auch mit 20 Prozent an der Media Druck GmbH beteiligt, dem fremdfinanzierten Druckerei-Vehikel der Gratis-Zeitung "Österreich" um Yellow-Press-Zampano Wolfgang Fellner. Bei der Media Druck GmbH haben mittlerweile die Banken das Sagen, Hauptfinanzier soll die Investkredit sein. Offen ist, ob die Insolvenz der Goldmann Druck AG auf die anderen Gesellschaften durchschlägt.
"Aus heutiger Sicht wird es keine der anderen Goldmann-Gesellschaften betreffen, aber ich muss mir den Status der anderen Gesellschaften erst über das Wochenende ansehen", sagt Unternehmensanwalt Lentsch mit professioneller Vorsicht. Sollte es Sinn machen, Beteiligungen abzustoßen, würden das in Betracht gezogen.
Spezialist für Magazine
Die Druckerei-Gruppe Goldmann setzt laut eigenen Angaben rund 150 Millionen Euro um, davon steuerte die Druck AG 2009/10 rund 74 Millionen Euro bei. Gedruckt werden die Magazine "News", "Format", "eMedia" und "Die Bühne", Werbefolder für Kika, Hartlauer und Zgonc sowie Kataloge für Versandhäuser.