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Goleador mit Grandezza

Von Gerald Schmickl

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Die Farbe der Krawatte war schon eine kleine Provokation. Ausgerechnet violett, wenn man Hans Krankl gegenüber sitzt, dem Erzgrünen und Rapid-Spieler des Jahrhunderts (dazu wählten ihn die Fans vor einigen Jahren)! Diesen farblichen Tipp hat Helmut Zilk wahrscheinlich von seinem Nachfolger erhalten, ist Michael Häupl doch bekennender Austrianer. Aber der am vergangenen Mittwochabend erstaunlich smarte und gefasste "Lebenskünstler" Krankl sah mit gelassener Grandezza über des Altbürgermeisters Schlips hinweg und erwies sich auch sonst alles andere als ein "Häferl", als welches ihn Zilk schon als Jugendlichen bezeichnet wissen wollte (was Krankl energisch bestritt). Er hatte auch wenig Grund dazu, denn der in Sachen Fußball weitgehend unbeleckte Moderator ließ seinem Gast ungewohnt große Spielräume.

Diese Sendung ist ja so konzipiert, dass von dem geladenen "Lebenskünstler" auch einiger Glanz auf den Gastgeber abfällt, den jener meist schamlos nutzt, um sich selbst zu präsentieren. Das fällt ihm umso schwerer, je weniger er sein Gegenüber persönlich kennt - und somit dessen Spiegeleigenschaften. Es gibt zwar nicht viele, die Helmut Zilk nicht persönlich kennt, aber die paar erwehren sich dann standhaft seiner ansonst auftrumpfenden Amikalität. Und da Zilk Fußballer eine Zeit lang sowieso für "Wappler" hielt, war Krankl ihm wohl kaum oft zuvor begegnet. Das kam der Sendung zu- gute, da der ehemalige Goleador frei von allzu naher persönlicher Deckung zeigen durfte, dass manche Menschen mit zunehmendem Alter tatsächlich schöner, reifer und gescheiter werden. Wenn auch nicht alle.