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Es gibt Tiere, die haben ein Imageproblem. Vor allem Spinnen. Auf ihren emsigen acht Beinen weben sie Kunstwerke, die uns Ungeziefer und Gelsendippel ersparen. Doch was ist der Dank? Blanker Ekel. Die acht Augen: grusel! Die Kieferklauen: schauer! Vergiftet durch eine Negativ-PR aus Hollywood ("Mörderspinnen", "Arachnophobia" . . .), halten wir die kleinen Krabbler für Killermaschinen.
Um wie viel lieber ist uns da der Eisbär. Hach! Wie sein flauschiges Fell glänzt. Wie tapsig er auf dem schmelzenden Eis thront. Von Umweltschützern ins rechte Licht gerückt, mutiert er zum großen Bruder der Babyrobbe. Man bleibe realistisch! Wer dieses Raubtier in freier Wildbahn sieht, der mache seinen Frieden mit dem Schöpfer.
Insofern schön, dass Hollywoods neuestes Gruselgeschöpf ein erfundenes ist. In "Jurassic World" frisst sich ein Super-Saurier mit dem Appetit der Raupe Nimmersatt durch ein Actionspektakel (siehe Kritik, Seite 28). Gewiss, seit "Jurassic Park" (1993) geschieht das zum x-ten Mal. Bemerkenswert ist aber nicht nur, wie verbissen die Popkultur am Saurier festhält. Anders als bei nicht-ausgestorbenen Tieren, hat sie hier zu einer gewissen Ausgewogenheit gefunden. So liefert sie Urzeitfans ja nicht nur den "bad", sondern auch den "good Dino". Etwa den Diplodocus "Dippy", der den Besuchern des Naturhistorischen Museums London ans Herz gewachsen ist - und nun unter Protesten verschwindet. Oder jene Kreatur, die unsereins seit der Kindheit kennt: jenen "Dino", der so grün wie gut gelaunt von der Verpackung der knusprigen Junior-Schokolade grüßt. Ein Privileg, von dem Spinnen wohl weiterhin nur träumen dürfen.