Zum Hauptinhalt springen

Goodbye PC. Hello Tablet!

Von Alexander Dworzak

Wirtschaft

Tablet-Computer mutieren zum Einstiegsgerät in Schwellenländern.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Palo Alto/Wien. Jahrelang hatte Lenovo auf diesen Moment hingearbeitet. Erst kaufte der chinesische Hersteller 2005 das PC-Geschäft der amerikanischen Business-Ikone IBM, sechs Jahre später wurde auch Medion geschluckt - hierzulande bekannt geworden durch den Verkauf seiner Computer beim Lebensmitteldiskonter Hofer. Am Donnerstag hatte Lenovo sein Ziel erreicht, durfte sich erstmals dafür feiern lassen, mehr Rechner als alle anderen Hersteller verkauft zu haben. 12,68 Millionen Geräte waren es im zweiten Quartal 2013 weltweit. Damit verdrängen die Chinesen den langjährigen Marktführer Hewlett-Packard von der Spitze, der auf 12,4 Millionen im Handel abgesetzte Computer kommt (siehe Grafik).

Zwar ist der Erfolg gegen den US-Konkurrenten HP ein großer Imagegewinn - und doch nicht mehr als ein kurzfristiger Achtungserfolg für Lenovo. Denn der PC-Markt hat seine besten Zeiten wohl hinter sich. Um elf Prozent brach der Verkauf an Desktop-Computern und Notebooks gegenüber dem zweiten Quartal 2012 ein, vergleichsweise wenige 76 Millionen Stück wurden nunmehr abgesetzt. Bereits seit fünf Quartalen in Folge, also seit mehr als einem Jahr, sinken die PC-Verkäufe. "Das ist der längste Niedergang in der Geschichte des PC-Marktes", berichtet das Marktforschungsinstitut Gartner, welches laufend die weltweiten Verkaufszahlen erhebt.

Mit dem Abstieg des PC-Marktes geht der rasante Aufstieg der Tablet-Computer einher. Die Hersteller der handlichen Geräte verbuchen hervorragende Verkaufszahlen; im vergangenen Jahr wurden 49,2 Millionen Tablets verkauft, was eine Steigerung von mehr als 140 Prozent gegenüber 2011 bedeutet. Unter diesem Trend leiden insbesondere die japanischen Hersteller von günstigen PCs, Acer und Asus. Um mehr als 35 Prozent brachen die Verkäufe bei Acer im zweiten Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum weltweit ein, bei Asus waren es ein Fünftel weniger Rechner.

Billig-Hersteller in der Krise

Wer in der Vergangenheit eine günstige Gelegenheit für Internetsurfen, Heimarbeit und Spielen am Computer suchte, kam nicht um einen Desktop-PC oder ein Billig-Notebook herum. Heute werden viele Erstbesitzer gleich in den Tablet-Markt gelockt - insbesondere in den Schwellenländern boomen jene Geräte. Während der PC-Markt in den USA lediglich um 1,4 Prozentpunkte schrumpfte, beträgt das Minus laut Gartner in der Region Europa/Naher Osten/Afrika fast 17 Prozentpunkte.

Der nunmehrige PC-Marktführer Lenovo hat diesen Trend im Gegensatz zu Konkurrenten frühzeitig erkannt und erfolgreich ein weiteres Standbein aufgebaut. Bei den ebenfalls boomenden Smartphones ist Lenovo zweitgrößter Hersteller im chinesischen Heimatmarkt und für den internationalen Markt auf Partnersuche. Dementsprechend rosig waren die Zahlen im ersten Quartal 2013: Der Gewinn wurde um 80 Prozent gesteigert, 98,6 Millionen Euro fuhr Lenovo von Jänner bis März ein. Auch der Umsatz wuchs deutlich auf 6,1 Milliarden Euro.

Hauptprofiteur des Tablet-Booms ist Samsung. Der südkoreanische Technologiekonzern bietet für alle Preiskategorien Modelle und verzeichnete im ersten Quartal ein Rekordergebnis von 4,9 Milliarden Euro. US-Konkurrent Apple beschränkt sich hingegen weiter auf seine ebenfalls ertragreiche Luxusvariante iPad.

Bis 2016 überholt

Für heuer rechnet Gartner mit 197 Millionen verkauften Tablets und 339 Millionen PC und Laptops. Doch bereits 2016 sollen laut Berechnungen des Instituts die Tablet-Computer vorne liegen. Damit stehen aufseiten der Hersteller gravierende Umwälzungen bevor, arrivierte Firmen werden um ihre Existenz kämpfen, falls ihnen nicht der Sprung in den Tablet-Markt gelingt. Auch für Zulieferer und Chiphersteller bahnen sich Veränderungen an: Derzeit arbeiten neun von zehn PC mit Intel-Prozessoren. Im Gegensatz dazu dominiert bei Tablets und Smartphones das Chip-Design der britischen ARM. Zu deren Lizenznehmern zählt die Crème de la Crème der Computerindustrie, darunter auch Apple und IBM.