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Google droht weitere EU-Rekordstrafe wegen Android

Von Gregor Kucera

Wirtschaft

Wenige Tage nach dem Urteil wegen Preissuchmaschinen droht dem US-Konzern wieder Ärger.


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Brüssel. Die EU-Wettbewerbshüter nehmen den US-Konzern Google weiter ins Visier. Wenige Tage nach der Rekordstrafe wegen des Preisvergleichsdienstes liegt nun das Augenmerk auf dem Betriebssystem Android. Google droht wegen seiner Marktmacht beim Betriebssystem Android Insidern zufolge eine weitere Rekordstrafe aus Brüssel.

Die EU-Wettbewerbshüter wollten ein Expertengremium in dem Fall einberufen, sagten zwei mit der Sache vertraute Personen am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Grund dafür sei, dass eine zweite Meinung vor der Verhängung einer weiteren Strafe eingeholt werden sollte. Das Expertengremium besteht gewöhnlich aus drei bis vier Personen, die den Fall unvoreingenommen bewerten sollen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Ein Sprecher der EU-Kommission wollte sich dazu nicht äußern. Google reagierte zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme.

Wegen des Preisvergleichsdienstes von Google hatte die EU-Kommission erst Ende Juni mit 2,42 Milliarden Euro die bisher höchste Strafe gegen ein einzelnes Unternehmen verhängt.

Zwangsinstallation

Seit April nehmen die Wettbewerbshüter aber auch das Betriebssystem Android des US-Konzerns unter die Lupe, das auf Millionen Smartphones läuft. Die EU-Behörde wirft Google vor, Smartphone-Hersteller zur Vorinstallierung des Browsers Chrome und der Suchmaschine zu zwingen und andere Betriebssysteme als Android nicht zuzulassen.

Android ist aktuell das am weitesten verbreitete Betriebssystem für Smartphones und läuft praktisch auf jedem Endgerät, das nicht aus dem Hause Apple oder Microsoft kommt. Viele namhafte Hersteller, wie etwa Samsung, Sony oder Huawei nutzen das Betriebssystem auf ihren Produkten und erweitern die Software um eigene Programme oder spezielle Designs. Wie groß die Dominanz Googles am Smartphone-Markt ist, zeigen die Verkaufszahlen des ersten Quartals 2017. Von den 432 Millionen Endgeräten, die weltweit verkauft wurden, liefen 352 Millionen Stück (81,7 Prozent) mit dem Betriebssystem Android. Zudem wird die Google-Software auch bei Tablets und anderen elektronischen Geräten, etwa Fernsehern, eingesetzt. Trotz der aktuellen Version 7 ("Nougat"), laufen mehr als die Hälfte aller Android-Geräte noch mit den Versionen 5 und 6.

Android ist für den US-Konzern ein wesentliches Element seiner strategischen Ausrichtung und sorgt dafür, dass sowohl die eigene Suchmaschine, als auch der Kartendienst Google Maps auch auf mobilen Endgeräten unangefochten Marktführer sind. Genau diese Dominanz ist nun der EU-Kommission ein Dorn im Auge. Zahlreiche Mitbewerber, aber auch Handy-Hersteller beklagten schon in der Vergangenheit das ziemlich abgeschlossene Ökosystem sowie die Zwangsverpflichtung zur Installation anderer Google-Dienste.

Der Grund warum sich Android überhaupt so stark etablieren konnte, liegt in der Tatsache begründet, dass Google mit seinen Zusatzdiensten, wie etwa dem Play-Store, dem Marktplatz für Android-Apps, und auch mit der stetigen Weiterentwicklung und Aktualisierung seines Betriebssystems den Hardware-Herstellern die kostenintensive Eigenentwicklung eines Betriebssystems abnimmt. Während Apple grundsätzlich eine Nutzung seiner Software iOS auf anderen Plattformen untersagt, schaffte es Microsoft nie wirklich, mit seinem Windows Mobile in der Branche nachhaltig Fuß zu fassen. Die Alternativen für Hersteller sind daher auch relativ beschränkt. Es bleibt abzuwarten, wie Google darauf reagieren wird. Fest steht, dass es ein heißer Sommer werden wird.