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Google kauft fünf Prozent an AOL

Von Christian Hoffmann

Wirtschaft

Investition von Google rettet AOL. | Microsoft verpasst Chance im Internet. | San Francisco. In Kalifornien war es Dienstag Abend, als die Sache offiziell wurde. Da bestätigte die Konzernleitung von Time Warner in einer Erklärung an die Presse, dass der Internet Anbieter America Online (AOL) und die Betreiber der Suchmaschine Google eine umfangreiche Vereinbarung abgeschlossen haben.


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Google beteiligt sich mit einer Milliarde Dollar an AOL, im Gegenzug bündeln beide Partner ihre Ressourcen zu einer weltweiten Partnerschaft für Online-Werbung. Dick Parsons höchstpersönlich, der Geschäftsführer von Time Warner, unterstrich die Bedeutung dieser "strategischen Allianz". Der Entscheidung war ein monatelanger Kampf mit unklarem Ausgang vorangegangen.

Neben Google hatten sich sowohl die Betreiber der Suchmaschine Yahoo und vor allem der Microsoft-Konzern für das Geschäft mit AOL interessiert. Noch Anfang Dezember hatte das "Wall Street Journal" das Gerücht kolportiert, Microsoft stehe kurz vor dem endgültigen Erfolg im Feilschen um AOL.

Bittere Niederlage

Für Microsoft bedeutet die Entscheidung von Time Warner in der Tat eine bittere Niederlage. In Redmond, im Sitz der Konzernzentrale, hatte man gehofft, über eine Zusammenarbeit mit AOL endlich im Internet besser Fuß fassen zu können, die eigene Suchmaschine MSN zu etablieren und vor allem das zukunftsträchtigen Geschäft mit Online-Werbung in Schwung zu bringen. Beim Kampf um AOL ging es letztlich um die neue Firmenstrategie des Softwarekonzerns, in der die Präsenz im Internet höchste Priorität hat.

Für viele US-Bürger war der Name AOL lange Jahre gleichbedeutend mit dem Internet schlechthin. Inzwischen aber hat das Geschäft mit dem Internet-Zugang nur noch geringe Bedeutung und bei Time Warner hatte man bereits offen darüber nachgedacht, AOL aufzugeben.

Die neue Zusammenarbeit könnte deswegen die Rettung bedeuten. Mit der von Google bezahlten Summe von einer Millarde US-Dollar für einen Anteil von fünf Prozent soll der Wert des Unternehmens auf insgesamt etwa 20 Milliarden Dollar wachsen.

Google will Inhalte von AOL bei der eigenen Suche an vorderer Stelle auflisten und damit die Besucherzahlen der AOL-Portale steigern. AOL beteiligt sich seinerseits am Vertrieb von Werbeeinschaltungen, die auf Google laufen.

Heilige Kuh geschlachtet

Die Annäherung an Google betrifft aber nicht nur den Verkauf von Werbung, sondern auch das Instant Messaging System "Google Talk", mit dem persönliche Kurznachrichten von Computer zu Computer ausgetauscht werden.

Bei AOL war man bereit, einer heiligen Kuh zu Leibe zu rücken und "Google Talk" mit dem hauseigenen System "Instant Messenger" zu verknüpfen, dem größten derartigen Netzwerk in den USA.

In der Erklärung von Parsons wird außerdem auf einen speziellen Beitrag hingewiesen, den gerade Time Warner zu der Zusammenarbeit leisten kann. Unter den spezifischen "Inhalten, die den Nutzern von Google besser zugänglich" werden sollen, sind vor allem Videosequenzen gemeint.

Seit sich die Breitbandtechnik im Internet druchsetzt, arbeitet man bei Google intensiv an einer Suchtechnik für die neuen Video-Angebote im Internet.