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Google kauft Motorola - Wettrüsten im kalten Krieg der IT-Giganten

Von Konstanze Walther

Analysen

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Google, Microsoft, Apple - das sind die großen Drei der IT-Welt. Suchmaschinen, Betriebssysteme und Hardware gehen ineinander auf, alle machen von allem ein bisschen was. Die Waffen im Kampf um die Vormachtstellung bei den Endkunden sind derzeit nicht die Innovationen, sondern vielmehr die Patente.

"Die Tech-Welt erlebt eine Explosion bei Patent-Rechtsstreitigkeiten", erklärte Google-Vize-Präsident Kent Walker schon im April im offiziellen Blog seines Konzerns. Oft würden Ansprüche vorgeschoben, die einzig zum Ziel hätten, Innovationen zu ersticken oder sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Nachdem das US-Patentrecht noch nicht reformiert wurde, meinte Walker, "ist die beste Verteidigung für ein Unternehmen (ironischerweise), selbst über ein formidables Patent-Portfolio zu verfügen".

Der Hintergrund: Software-Hersteller Oracle brachte im Vorjahr eine Patent-Klage gegen Google ein: Android, Googles Smartphone-Betriebssystem benutze die Programmier-Sprache Java, die wiederum Oracle gehöre, seit der Konzern Sun Microsystems gekauft habe. Daraufhin hat sich Google im heurigen Frühling bemüht, die Patente aus dem Nachlass von Nortel (einem pleitegegangenen Technologie-Unternehmen) zu erkaufen. Doch Apple tat sich mit Microsoft und dem Patentriesen Oracle zusammen und kaufte im Konsortium die Rechte um 4,5 Milliarden Dollar auf. Der oben zitierte Kent Walker hatte sich angeblich firmenintern dafür ausgesprochen, sich nicht an dem Konsortium zu beteiligen. Dafür beklagte Google beim US-Justizministerium, unfair aus dem Bieterwettstreit um die Nortel-Patente gedrängt worden zu sein.

Doch eine beleidigte Schockstarre war nicht zu bemerken. Zuletzt leistete sich Google für einen nicht genannten Preis rund 1000 Patente von IBM. Doch das ist noch immer wenig. Google als relativ junges Unternehmen hat schon allein aufgrund des Alters wenige Patente im Köcher. Nach dem IBM-Kauf verfügt Google nun schätzungsweise über rund 2000 Patente, wohingegen Microsoft und Oracle jeweils das Zehnfache ihr Eigen nennen.

Um sich für die Oracle-Klage aufzumunitionieren, hat Google jetzt noch einmal tief in die Unternehmenstasche gegriffen und für 12,5 Milliarden Dollar die Mobilfunk-Sparte von Motorola gekauft. Geld, das nicht für Innovationen verwendet wird, aber das Unternehmen absichert. Wie man es macht, wenn man Patente besitzt, zeigt Apple vor. Der Konzern versucht momentan Samsung zu verbieten, sein Galaxy Tab (und iPhone-Konkurrent) wegen Patentrechtsverletzungen auf den Markt zu bringen.