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Im Streit zwischen den Medienhäusern und den US-Online-Konzernen wie Google und Facebook macht Australien Ernst: Ein Gesetz sieht vor, dass die Internet-Riesen mit Verlagen und Sendern eine Nutzungsgebühr aushandeln sollen. Google und Co versehen Artikel und Inhalte dieser Verlage mit Werbung, ohne die Erlöse zu teilen. Sollten sich die Parteien nicht einigen, soll ein staatlich bestellter Schiedsrichter die Gebühren festlegen.
Klar, dass Google das nicht schmeckt. Auch in Europa gab es mehrfach Versuche, den Konzern endlich dazu zu bewegen, Werbeerlöse mit denen zu teilen, die die Inhalte erstellt haben. Und Google reagiert in Australien genauso wie sonst auch: mit Boykott. "Sollte diese Fassung der Medien-Richtlinien Gesetz werden, dann werden wir keine andere realistische Möglichkeit haben, als die Google-Suchfunktion in Australien nicht mehr zugänglich zu machen", so Alphabet-Manager Mel Silva. Google droht also damit, die Lichter auszuknipsen. Das ist mehrfach unklug: Zum einen gibt es kaum einen besseren Beweis der Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung. Das ist bekanntlich problematisch. Zum anderen verdient Google nur dann Geld, wenn auch jemand etwas auf Google sucht. Der Boykott trifft daher in erster Linie Google selbst.
In Wahrheit wird Google den Verhandlungsweg suchen müssen. Das Internet ist nicht mehr der Wilde Westen. Es ist Zeit für Google, den Colt wegzulegen und an den Verhandlungstisch zu gehen.