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Die Tage von Rüdiger vorm Walde als ÖBB-Boss sind gezählt. Aus dem Aufsichtsrat ist zu vernehmen, dass sich seine Verantwortung ab Jänner 2005 nur noch auf den Personenverkehr erstrecken wird. Vizekanzler und Verkehrsminister Hubert Gorbach bestätigt dies mittelbar, indem er meint, "man soll jeden dort einsetzen, wo er seine Stärken hat". Und er habe den Eindruck, vorm Waldes Stärke sei der Personenverkehr.
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Den Holding-Posten wird vorm Walde demnach verlassen. Sollten durch eine Abfertigung Zusatzkosten entstehen, müssten dafür ÖBB und Aufsichtsrat gerade stehen, ließ Verkehrsstaatssekretär Helmut Kukacka wissen.
Als Gorbachs Lieblingskandidat für den Holding-Vorstand gilt Asfinag-Chef Walter Hecke, der sich auch beworben hat. Er sei ein ernst zu nehmender Spitzenmanager, so Gorbach. Die Entscheidung über die Besetzung der neuen ÖBB-Dachgesellschaft wird der Aufsichtsrat am 23. September entscheiden.
Hecke steht der FPÖ nahe, er wird von der Opposition wegen seiner Privatgeschäfte attackiert. Er ist zu 90% an der Hectec Beteiligungs GmbH beteiligt, die 12,74% an der Etna Entsorgungs-Technologie für nuklearen Abfall GmbH hält. Für SP-Rechnungshofsprecher Günther Kräuter zeigen die Geschäfte von hochbezahlten Managern im öffentlichen Bereich einen "erheblichen Kontrollnotstand" und sind eine Umgehung der vorhandenen Anti-Privilegien-Gesetzes. Außerdem zitiert Kräuter ein Gutachten der Contrast Management-Consulting, das die Managerqualitäten Heckes vernichtend kritisiert würde. Im Gutachten ist zu lesen: Für das Asfinag-Controlling fehle eine klare Organisation, und Parallelsysteme führen zu Doppelgleisigkeiten. Die Umsetzung von Projekten verzögere sich und scheitere an ungeklärten Gründen.
Beworben hat sich für den Holding-Job auch Telekom Austria-Vorstand Rudolf Fischer, er galt als Favorit der ÖVP. Doch dieser will seit gestern nicht mehr in die ÖBB wechseln. Fischer bestätigt, ihm sei geraten worden, es nicht zu tun. Sein 2005 auslaufender Telekom-Vertrag wird verlängert. Offensichtlich rechnet er sich nun auch gute Chancen aus, Telekom-Chef zu werden und Heinz Sundt zu beerben. Fischer wird allerdings im ÖBB-Aufsichtsrat über die Neubesetzungen mitentscheiden. Der Stimme enthalten könnte er sich bei der Nominierung von Personal- und Immobilienchef, da beide aus der Telekom kommen könnten.
Weitere Interessenten für den heiklen ÖBB-Holding-Posten sind Porr-Vorstand Martin Huber, Roland Fall vom Unternehmensberater Roland Berger sowie ein französischer Spitzenmanager. Entrüstet über die Äußerungen des Verkehrsministers ist Eisenbahner-Gewerkschaftschef Wilhelm Haberzettl. "So unverschämt hat noch kein Minister in die Rechte des ÖBB-Aufsichtsrats eingegriffen", indem der Parteifreund Hecke öffentlich favorisiert werde.
Vielmehr, so Haberzettl, müsse sich Gorbach mit Finanzminister Grasser auseinandersetzen, der vor 2010 keine weiteren Budgetmittel für den Bahnausbau genehmigen will.
Gestern hat die Grüne Eisenbahnergewerkschaft eine Klage gegen das neue Dienstrecht eingebracht.