Zum Hauptinhalt springen

Gore liegt nach Parteitag in Umfrage erstmals vor Bush

Von Ines Scholz

Politik

Washington - Nach dem Wahlkonvent seiner Demokratischen Partei liegt US-Präsidentschaftskandidat Al Gore in Umfragen erstmals vor seinem republikanischen Rivalen George W. Bush.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 24 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

In einer am Samstag veröffentlichten Umfrage im Auftrag der Zeitschrift "Newsweek" erreichte Gore im direkten Vergleich mit seinem republikanischen Kontrahenten 52 Prozent der Stimmen. Nur 44 Prozent der 600 Befragten votierten für den Gouverneur von Texas. Auch in einer NBC-Umfrage lag Gore vor Bush.

Gore, der bei Medienauftritten oft hölzern und ernst wirkt, konnte viele Amerikaner bei seiner Rede auf dem Parteikonvent in Los Angeles offenbar durch seine Offenheit und das Eingeständis, "nicht immer der spannendste Politiker zu sein", auf seine Seite ziehen.

In seiner Rede, in der er ein "besseres, gerechteres und wohlhabenderes Amerika" versprach, war Al Gore zudem um die Demonstration seiner Eigenständigkeit gegenüber Präsident Bill Clinton bemüht, dessen Sexeskapaden und die nicht immer sehr glaubhaften Interpretationen über die tatsächlichen Hergänge im Oval Office des Weißen Hauses die Republikaner anlässlich des Wahlkampfes in Erinnerung rufen wollen. Just an dem Tag, an dem Al Gore seinen großen Auftritt auf dem Konvent hatte, überbrachte der neue Sonderermittler Robert Ray auch schon eine neue Hiobsbotschaft. Eine Grand Jury werde neuerlich prüfen, ob gegen Clinton nach dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt im Januar nächsten Jahres wegen seiner Verhaltens in der Lewinsy-Affäre Anklage erhoben werden könne, ließ er in Washington verlauten.

Bei den Demokraten stieß die Nachricht auf helle Empörung. "Der Zeitpunkt, an dem diese Nachricht durchsickert, stinkt zum Himmel", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jake Siewert, der damit klar ausdrückte, was viele Amerikaner nach den jüngsten Umfrageergebnissen offenbar auch empfunden haben: dass die Republikaner die Causa "Lewinsky-Gate" für ihre politischen Zwecke missbrauchen. Einmal schon hatte die Skandalisierung der Affäre eher den Demokraten Sympathien eingebracht als den Republikanern. Dies könnte sich nun zugunsten Gores wiederholen.

Clinton, der am Samstag seinen 54. Geburtstag feierte, lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. Er kündigte an, er werde sich auch nach dem Auslaufen seiner zweiten Amtszeit im Jänner aktiv in die Politik einmischen. "Wie schon früher werde ich wieder ein Bürger-Aktivist sein. Und ich hoffe, ein guter."