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Die Wiener ÖVP ist über den Wahlausgang, obwohl sie mehr als 1 Prozent zulegen konnte, schwer enttäuscht. Besonders getroffen ist der Vorsitzende Bernhard Görg, der noch vor der Wahl als überaus engagierter Kämpfer durch die Stadt zog. Er hatte als einziger den Wahlausgang erahnt und vor der Rückkehr ins Rote Wien auf Plakaten gewarnt. "Jetzt ist das Feuer in mir erloschen", gab er dem Parteivorstand bekannt, dem er seinen Rücktritt erklärte. Doch aufhören darf der 59-Jährige noch nicht, er wurde von seinen Wiener Parteifreunden zum Verbleib auf unbestimmte Zeit überredet.
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Über eines zeigt sich Görg sicher: Er wird seine Partei in die Opposition führen. "Der Beschluss erfolgte einstimmig." Völlig ausgeschlossen sei, dass die ÖVP einen Posten in der Regierung besetzen werde. Er hätte zwar von Bürgermeister Häupl eine Einladung für Freitag erhalten, doch dass es zu einer weiteren Zusammenarbeit kommen wird glaubt er nicht: "Ich gehe davon aus, dass die Volkspartei im vollsten Sinne der Wortes Opposition macht."
In der emotional geführten Sitzung habe ihn der Parteivorstand zum Verbleib überredet, und zwar mit dem Argument: "Wir sind eine Familie und bauchen einen Vater."
Der Noch-Vizebürgermeister, war der einzige, der den Ausgang der Wahl vorausgeahnt hatte. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" legt er seine Einschätzung der Wahlkampfauseinandersetzung dar. "Ich hatte schon in den letzen drei Wochen vor der Wahl ein unbehagliches Gefühl, dass die SPÖ die absolute Mehrheit im Gemeinderat erreichen könnte." Bestätigt wurde der Trend noch von zwei Umfragen, die der Bürgermeister allerdings herunterspielte. "Die Stimmung auf der Straße war nicht gut für uns, selbst eingefleischte VP-Wähler kamen auf mich zu und meinten: Nach dem was ihr im Parlament beschließt, können wir Euch diesmal nicht mehr wählen." Görg teilt die offizielle Einschätzung Häupls, dass die Wahl eine klare Absage an Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus gewesen sei, nicht: "Die Leute spürten vor allem den Sparkurs der Regierung. In der Auseinandersetzung ging es um Bundesthemen, mit diesen konnte die SPÖ bei ihren Sympathisanten punkten". Als strategisch klügsten Schachzug des roten Kontrahenten bezeichnet Görg die Vorverlegung der Wahl. "Wir wussten natürlich, dass wir zu diesem Zeitpunkt nicht zulegen können, doch als Argument durften wir diese Befürchtung nicht anführen."
Ein kleiner Lichtstrahl schien am Wahltag für die VP-Landstraße. Sie konnte die FPÖ unter der Führung von Wahlkampfleiter Heinz-Christian Strache auf Platz drei verweisen und stellt nun mit Georg Schüller den zweiten Stellvertreter des Bezirkvorstehers.