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Görg: Standing Ovations für Adams-Fan und Gentleman

Von Walter Hämmerle

Politik

Am Donnerstag nahm Wiens ehemaliger Vizebürgermeister und VP-Obmann Bernhard Görg Abschied von der Kommunalpolitik. In seiner Rede plädierte er noch einmal leidenschaftlich dafür, Bildung und Lebensqualität in den Mittelpunkt zu stellen. Die Mandatare aller vier Rathaus-Fraktionen verabschiedeten Görg mit Standing Ovations.


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Mit den Worten "es war eine Ehre, diesem Haus, dieser Stadt und ihren Bürgern dienen zu dürfen" verabschiedete sich Görg von der Stadtpolitik, die er mehr als 12 Jahre aktiv mitgestaltet hatte. Zuvor jedoch erinnerte er in einer emotional gehaltenen Abschiedsrede an die kommenden Herausforderungen.

Die Politik müsse, will sie nicht ihre letzten Steuerungsmöglichkeiten gegenüber einer globalisierten Wirtschaft verlieren, sich selbst ebenfalls internationalisieren - und damit auch Souveränitätsrechte abgeben, ist Görg überzeugt. Dies, und nicht die immer wieder geäußerte Forderung nach weniger Markt und weniger Wettbewerb, sei die richtige Antwort auf gewisse Fehlentwicklungen in der globalisierten Wirtschaft. Dazu bedürfe es jedoch auch eines Umdenkens der Politiker, schrieb Görg seinen Kollegen ins Stammbuch und zitierte dazu den ehemaligen US-Präsidenten John Adams, der einmal den Unterschied zwischen sich und Thomas Jefferson folgendermaßen auf den Punkt brachte: "Jefferson sagt den Leuten, was sie hören wollen, ich sage ihnen, was sie wissen müssen." Er selbst sei stets ein "Fan" Adams gewesen, "obwohl Jefferson viel berühmter wurde".

Für die Zukunft Wiens sieht Görg zwei zentrale Herausforderungen: Die hohe Lebensqualität sichern und Bildung zu einer "Herzensangelegenheit für die Menschen" zu machen. In einer weitgehend homogenisierten Wirtschaftswelt werden es diese beiden Faktoren sein, ist Görg überzeugt, die Wien Wettbewerbsvorteile geben werden.

Dabei reiche es jedoch nicht, nur zu sagen, Bildung brauche mehr Geld vom Staat. Auch die Menschen müssten ihre Prioritäten ändern: Ohne Konsumverzicht werde das Ziel, Spitze in Bildungsfragen zu werden, nicht erreicht, ist Görg überzeugt.