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Eine Bürgermeisterin im mexikanischen Bundesstaat Michoacán ist zum Symbol des Widerstands gegen die Drogenkartelle geworden.
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Was es heißt, in einer Region, in der das organisierte Verbrechen herrscht, die Staatsgewalt zu repräsentieren, hat vor kurzem Maria Santos Gorrostieta gezeigt. Die Bürgermeisterin der mexikanischen Gemeinde Tiquicheo präsentierte in Medien ihren Körper: von Narben übersät und mit einem künstlichen Darmausgang - das Resultat zweier Attentate.
Im Oktober 2009 nahmen sie Banditen während einer Autofahrt unter Beschuss. Im Kugelhagel wurde ihr Mann tödlich getroffen. Maria Gorrostieta wurde mit schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Kaum wieder auf den Beinen, wurde sie nur drei Monate später, im Jänner 2010, Opfer eines zweites Angriffs. Von einem fahrenden Wagen aus wurde auf sie und ihre Begleiter geschossen. Alle wurden verletzt, die Täter entkamen unerkannt. Doch dass die Drogenmafia hinter den Angriffen steht, ist so gut wie sicher.
Der Bundesstaat Michoacán, in dem Gorrostieta Bürgermeisterin ist, zeichnet sich durch illegale Mohn- sowie Marihuanaplantagen aus und dient einem der größten Kartelle als Zentrale. Mit dem plakativen Namen "Die Familie" (von Michoacán) gilt es als größter Händler synthetischer Drogen. Bereits seit langem führt "die Familie" einen unerbittlichen Krieg gegen den Staat. Das Resultat:
17 getötete Bürgermeister seit 2010. Im Jahr 2009 hatte die Mafia bereits zwölf Beamte der Bundespolizei ermordet. Vorzugsweise trennen die Banditen ihren Opfern die Köpfe ab, gelegentlich auch Gliedmaßen, die sie dann als Warnung am Ort des Verbrechens hinterlassen.
Doch Gorrostieta lässt sich nicht unterkriegen. "Trotz meiner physischen und mentalen Wunden stehe ich noch", erklärt sie beharrlich. Das sei sie ihren drei Kindern schuldig, denen sie als Vorbild dienen müsse, sowie dem Andenken ihres Mannes. Sie werde auch weiterhin der Gewalt trotzen.
Von ihrer Partei fühlte sich Gorrostieta in ihrem Kampf nicht ausreichend unterstützt. Deshalb wechselte sie die Fronten und trat von der linken PRI zur noch linkeren PRD über. Damit folgte sie einem allgemeinen Trend von PRI-Funktionären, die nach der Abwahl der Partei auf verschiedenen Ebenen dieser den Rücken kehrten und damit die Machtstrukturen im Land änderten.
Im Kampf gegen die Drogenmafia ist Gorrostieta mittlerweile zu einem Symbol für den Widerstand geworden. Letztlich könnte sie auf der Siegerseite stehen, denn die Macht der "Familie" bröckelt. Nach der Ermordung ihres Paten durch die Bundespolizei im Dezember hat sie einen Waffenstillstand angeboten. Außerdem hat das Kartell verkündet, es wolle sich zurückziehen und auflösen, wenn die Staatsgewalt "hart und entschlossen" die Kontrolle über Michoacán übernehmen würde beziehungsweise könne.
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