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Gott liebt Buster Keaton

Von Stefanie Holzer

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In meiner Wohnung schalte ich zu ganz bestimmten Zeiten das Radio ein. Im Auto dagegen stolpere ich in Sendeleisten hinein, denen ich zu Hause kaum begegne. In der Nacht auf Mittwoch erzählte mir das Autoradio (Ö1, "Radiokolleg") auf dem Nachhauseweg über die Liebe aus der Sicht des Apostel Paulus. Der Mensch soll nicht deswegen Gutes tun, um sich bei Gott beliebt zu machen. Gottes allumfassende Liebe muss genug Anreiz und Begründung sein für unser Streben . . .

Zu Hause strebte alldieweil (im TV-Programm arte) schon Buster Keaton in "Steamboat Bill Junior" danach, seine Liebste zu erobern. Bill junior beweist, dass auf ihn Verlass ist: Im Moment der Not entwickelt er, der ewig Tolpatschige, eine staunenmachende Geschicklichkeit. Er rettet sich selbst, seine Liebste, seinen Vater, den prospektiven Schwiegervater und einen Pfarrer zum Trauen aus dem Wüten der Natur.

Der Kampf zweier rivalisierender Schiffsbetreiber wurde sozusagen per göttlichem Ratschluss in Form eines alles verheerenden Sturms entschieden. Der stets glückliche Zufall - oder mit Paulus die Liebe Gottes - bringt es mit sich, dass umstürzende Häuserfassaden so auf den Helden fallen, dass er in einer Fensteröffnung zu stehen kommt und sich unverletzt weiter gegen die Gewalten stemmt. Der Zuschauer freut sich, weil er schon in dem Moment, wenn die Fassade zu fallen beginnt, weiß, dass den Helden kein Unheil beschädigen kann. Apostel Paulus müsste diesen Film ziemlich nach seinem Geschmack finden.