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Die Evolution verfügt über ein göttliches Design. Den Beweis hiefür lieferte in den letzten Wochen Robert Wiesner. Wie könnte man es sich sonst erklären, dass jene Geschöpfe, die einst noch treuherzig bei "Wiesner fragt" in die Archiv-Falle tappten, sich heute mit souveräner Eleganz ihrer "Jugendsünden" entledigen?
Bekanntlich passen sich die Arten über Generationen hinweg instinktiv der Umwelt und ihren Gefahren an, nur die Volksvertreter sind schneller. Sie schaffen das innerhalb weniger Wochen. Das hat auch der "Jäger der verlorenen Politikerseelen" Wiesner gemerkt. Waren heuer zunächst Michael Häupl und Maria Rauch-Kallat mit einer Grundausstattung an Nervosität zur Gewissensprüfung angetreten, so trat etwa Hubert Gorbach vergangene Woche mit der Selbstsicherheit eines Evolutions-Musterschülers an.
Kein Wunder, dass sich Wiesner nun auf die Suche nach Geschöpfen begeben hat, deren Anpassungsfähigkeit gering ist. Am Dienstag knöpfte er sich Manfred Deix vor und musste erkennen, dass man beim Interviewen auch Erfahrungen metaphysischer Art machen kann. "Wir sind alle Wichte", klärte Deix auf, und Wiesner blickte - von der Karikaturistenspezies sichtlich fasziniert - des Öfteren entgeistert. Man darf es ihm nicht übel nehmen, ganz im Gegenteil. Wichte bei "Wiesner fragt", wer hätte sich das jemals träumen lassen. Aber die Evolution macht auch vor Fernsehsendungen nicht Halt.