Nachdem der Vatikan gestern in einem Bulletin die Neuordnung des Episkopats in Österreich mit der Annahme des Rücktritts von Bischof Kurt Krenn und seines Weihbischofs Heinrich Fasching bekannt gab und gleichzeitig Klaus Küng zum neuen Diözesanbischof von St. Pölten ernannte, gab es viele gute Wünsche für den neuen Bischof: Die Österreichische Bischofskonferenz rief zu einem Neuanfang auf, die Katholische Aktion räumte Küng einen "Vertrauensvorschuss" ein. Küng selbst verabschiedete sich von seinen Vorarlbergern.
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Die Vorarlberger bedauern den Abgang ihres Bischofs nach Niederösterreich. Küng habe sich in den vergangenen Jahren sehr bemüht, die Zusammenarbeit im innerkirchlichen Bereich auf eine breite Basis zu stellen und mit den Menschen ins Gespräch zu kommen. Das sei ihm weitgehend gelungen, sagte LH Herbert Sausgruber.
Aber auch Küng selbst trennt sich nur schwer von seiner Heimat. Er müsse Abschied nehmen, auch wenn er in den nächsten Monaten noch regelmäßig ins "Ländle" komme, schreibt Küng auf der Homepage der Katholischen Kirche Vorarlberg. "Aber wie hätte ich mich der Bitte des Heiligen Vaters verweigern können?" Auch wenn er nach Niederösterreich gehe, bleibe doch "das Herz in meiner Heimat mit der Sorge, dass das Samenkorn des Glaubens nicht nur nicht verloren geht, sondern bei Jung und Alt keimt und wächst, bei manchen von Neuem aufgeht".
Was für die einen ein Verlust ist, ist für die anderen ein Gewinn - mit Ausnahme von FPÖ-Volksanwalt Ewald Stadler. Die Diözese Feldkirch stehe heute extrem schlecht da, kritisiert Stadler den Krenn-Nachfolger im "Neuen Volksblatt". Küng sei "sicherlich kein Konservativer und schon gar nicht einer, der die Tradition hoch achtet", so Stadler, der einst in der FPÖ ein "wehrhaftes Christentum" salonfähig machen wollte. Von einem Neuanfang in St. Pölten könne bei der dortigen Cliquen-Wirtschaft keine Rede sein, "die Diözese wird sich noch nach Krenn sehnen", prophezeit Stadler.
Ansonsten wird der neue Hirte von St. Pölten mit offenen Armen empfangen. Auch von seinem nunmehrigen Nachbarn, dem Linzer Diözesanbischof Maximilian Aichern. Er wünscht Küng "ein gutes Miteinander mit den in seiner Diözese Mitarbeitenden und dem ganzen Volk Gottes". Der Grazer Bischof Egon Kapellari rief dazu auf, die Bewertung der Situation der Kirche in Österreich zu relativieren: "Wir sind nicht schlechter dran als die Kirche in Deutschland, in Belgien oder anderswo." Und die österreichischen Bischöfe hoffen nun auf einen Neuanfang. Sie ersuchen in einem Hirtenbrief (nebenstehender Artikel) um ein neues Miteinander".
Küng möge sich "sein offenes Ohr für die Anliegen, Sorgen und lange unterdrückten Kirchenträume" der Katholiken in St. Pölten bewahren, begrüßte ihn die Präsidentin der Katholischen Aktion, Luitgard Derschmidt.
"Gottes Segen" wünscht das Opus Dei, das klarstellt, keine kirchlichen oder zivilen Ämter anzustreben.