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Computer bestätigt: Argumentation Kurt Gödels für die Existenz Gottes ist korrekt.
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Wien. Er galt als genialer Mathematiker und Logiker, zugleich aber auch als paranoider Spinner. Der gebürtige Wiener Kurt Gödel (1906-1977), der 1938 emigrierte und es zum Professor an einer der bekanntesten Universitäten der USA brachte, litt unter der Wahnvorstellung, man wolle ihn vergiften, und starb, weil er nach einem Schlaganfall seiner Frau, die ihn bis dahin versorgt und ihm als Vorkosterin gedient hatte, die Nahrungsaufnahme verweigerte. Daniel Kehlmann hat ihm in seinem Drama "Geister in Princeton" ein Denkmal gesetzt.
Gödel hinterließ eine Arbeit, die man als Weltsensation oder Skurrilität betrachten kann: einen "ontologischen Gottesbeweis". Mit dieser Frage hatten sich vor ihm schon Theologen wie Anselm von Canterbury und Thomas von Aquin oder Philosophen wie Aristoteles, Baruch de Spinoza, René Descartes, Gottfried Wilhelm Leibniz und Immanuel Kant befasst. Ganz überzeugend fiel aber noch kein Versuch aus, die Existenz Gottes aus dem Denken logisch abzuleiten. Wäre dies möglich, dürfte es im Grunde keine Atheisten mehr geben (es müsste aber natürlich keineswegs bedeuten, dass sich jeder Mensch auch gleich einer Religionsgemeinschaft verbunden fühlt).
Gödels Gottesbeweis hat man nun mit einem Computerprogramm überprüft und seine Richtigkeit bestätigt. Die dabei angewandte höherstufige Modallogik bedient sich freilich einer der Allgemeinheit kaum verständlichen Sprache. Die Experten Christoph Benzmüller (Freie Universität Berlin) und Bruno Woltzenlogel Paleo (Technische Universität Wien) bestätigten jedenfalls, Gödels Grundannahmen seien konsistent und die Argumentationskette sei korrekt. Fazit: Ein Wesen, das alle positiven Eigenschaften auf sich vereint, existiert. Von Gottes Existenz kann man sich also künftig nicht nur von einer Religion, sondern auch von Kurt Gödel und dem Computer überzeugen lassen.