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An der Hochschule für Philosophie München bekommen die Studenten richtig was geboten. Dort gibt es eine Vorlesungsreihe des langjährigen ZDF-Intendanten Markus Schächter, der über Brennpunkte der Medienethik philosophiert. Nicht, dass das nicht schon Prominenz genug wäre, hat sich Schächter einen alten Freund eingeladen: Moderator Thomas Gottschalk sollte vor den Studenten seine Sicht der Ethik in der TV-Unterhaltung darlegen. Dabei gab sich der Dinosaurier des Fernsehens - vielleicht angesichts der ehrwürdigen Institution - ungewohnt demütig. Er warnte vor zu hohen Erwartungen an seine künftige TV-Show mit Günther Jauch. "Das wird am Anfang eine gewisse Erregung sein, aber dann wird auch gleich die Enttäuschung kommen."
Solcherart Understatement ist man vom blonden Scherzbold gar nicht gewohnt. Fast scheint es so, als ob ihn sein Abschied von "Wetten, dass . . ?" und seine daraufhin unterirdisch gefloppte Talkshow ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt hatten. Etwa jener, dass es kein Abo auf die Gunst des Publikums gibt. Viele TV-Stars nehmen den Ruhm, den ihnen das Medium erst vermittelt, persönlich. Schließlich sind es ja sie, die man um Autogramme fragt, und sie, die die Fanpost bekommen. Dass diese Prominenz aber zu einem erheblich großen Teil auch dem Medium und der Sympathie der Sendung geschuldet wird, kann man bei viel Zuspruch schon vergessen. Womit wir eigentlich mitten im Thema Medienethik sind. Gottschalk als Katalysator für Philosophie - keine schlechte Idee.