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"Mitbestimmung darf keine isolierte Maßnahme bleiben." | Nach Bawag-Debakel ist Totalerneuerung des ÖGB nötig. | Wien. Wolfgang Katzian vertritt als Vorsitzender der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) rund 270.000 Mitglieder. Der gelernte Bankkaufmann ist seit einem Jahr Chef der größten Gewerkschaft und damit einer der mächtig-sten Männer im ÖGB. Im Präsidium ist er jedoch nur beratendes Mitglied.
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Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" spricht er sich für eine Totalerneuerung und Organisationsreform des durch den Bawag-Skandal angeschlagenen Gewerkschaftsbundes aus: "Ich kann mir vorstellen, dass künftig die wichtigsten Vertreter per Urabstimmung gewählt werden." Doch diese Maßnahme der Beteiligung dürfe nicht isoliert gesetzt werden. Eine Reihe zusätzlicher vertrauensbildender Schritte müsste gesetzt werden.
Mit dieser Aussage unterstützt er den Vorstoß seines Kollegen Wilhelm Haberzettl, Chef der Gewerkschaft der Eisenbahner, der ein vehementer Befürworter der Direktwahl ist.
Beide haben große Erwartungen an die Reformgruppe, die vom neuen ÖGB-Chef Rudolf Hundstorfer eingesetzt wird. An einer Reform wird schon seit Ende 2001 gebastelt, bisher sind außer drei Gewerkschaftsfusionen (Metall und Textil ging mit Agrar-Nahrung-Genuss zusammen. Morgen werden Eisenbahner, Tourismus- und Transportarbeiter ihr Bündnis besiegeln. Angedacht ist eine Fusion der GPA mit Druck-Journalismus-Papier) kaum noch Ergebnisse vorzuweisen.
Nach dem Bawag-Debakel ist Tempo gefordert, um verärgerte Mitglieder an Bord zu halten. Katzian hält es für notwendig, dass schon in den nächsten Monaten erste Vorschläge vorliegen müssen: "Die Eckpunkte des Konzepts müsssen uns zeigen, wohin der Weg führt."
Demokratie braucht Zeit
Er setzt im Hinblick auf eine demokratische Erneuerung auf gründliche Vorbereitung: "Demokratie braucht auch Zeit." Der Bundeskongress im Juni sei abgesagt worden, weil eben die benötigte Vorbereitungszeit gefehlt hätte. Den Rücktritt von Ex-ÖGB-Präsident Fritz Verzetnitsch hält Katzian für die richtige Entscheidung: "Denn wäre er geblieben, hätte er die Gewerkschaft weiter in die Bredouille gebracht." Weiters verteidigt der GPA-Chef die Entscheidung Verzetnischs Vize-Präsident Hundstorfer als seinen Nachfolger zu nominieren als legitim und statutengemäß.
Katzian hält nichts davon, den ÖGB krank zu reden: "Nicht alles, was passiert, ist schlecht." So profitierten viele von den Kollektivvertragsverhandlungen.