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Den Menschen in allen Lebenssituationen zu helfen, darin sieht der SPÖ-Abgeordnete Arnold Grabner den Sinn und Zweck der Politik.
Was der Wiener Neustädter Abgeordnete Arnold Grabner unter "Helfen" versteht, zeigt sich am besten bei seinen Sprechtagen. Jeden Montag empfängt der sozialdemokratische Abg. Arnold Grabner Bürger in
der SPÖ-Parteizentrale Wiener Neustadt bei seinem wöchentlichen Sprechtag. Die Wünsche, die dabei an den Abgeordneten herangetragen werden, reichen von Tombola-Spenden bis hin zur Intervention für
ein Fallschirm-Sportzentrum.
Aber auch Menschen, die für sich selbst, die Frau oder das Enkerl einen Arbeitsplatz suchen, sind bei Arnold Grabner an der richtigen Stelle.
Für Bittsteller intervenieren
Unter "Arbeitsplatzoffensive" versteht Grabner, bei öffentlichen Dienststellen, aber auch bei privaten Firmen für die Bittsteller zu intervenieren. Und dabei ist er meistens erfolgreich, wie er
gerne versichert. Allerdings merkt auch Grabner, daß sich die Zeiten stark geändert haben. Heute sei es nicht mehr so leicht, jemanden unterzubringen, auch nicht in der Gemeinde, sagt Grabner.
Trotzdem, Arnold Grabner läßt niemanden gehen, ohne ihm wenigstens das Gefühl zu geben, helfen zu wollen.
Und wo Versprechungen von Politikern so konkret und persönlich werden, ist der Druck, sie zu erfüllen, umso stärker. Aber nicht alle Wünsche können erfüllt werden, doch mit leeren Händen läßt Grabner
niemanden gehen. Kleine Geld- oder Sachspenden wie zum Beispiel Windjacken für (Sport-)Vereine, oder auch nur ein Kalender, sollen den Menschen das Gefühl geben, daß ihnen geholfen wurde.
Eigentlich wollte er in Pension gehen
Mit dieser "Politik des Helfens" hat es Arnold Grabner weit gebracht. Er ist beliebt in seinem Bezirk Wiener Neustadt. So beliebt, daß er nun gebeten wurde, noch einmal für den Nationalrat zu
kandidieren.
Eigentlich hatte Arnold Grabner nach 18 Jahren Nationalrat vorgehabt, der Politik ade zu sagen und in Pension zu gehen, aber den Bitten konnte er sich nicht entziehen. Wer ihn denn gebeten hätte? Die
Wähler, die Wähler des Bezirks Wiener Neustadt und die versteht Arnold Grabner auch als seine wahren "Chefs".
Fossil der SPÖ
Arnold Grabner, Jahrgang 1939 stammt aus einer armen Familie. Gelernt hat er Kraftfahrzeugmechaniker. Schon mit 15 Jahren trat er der SPÖ und dem ÖGB bei. 1961 begann seine Laufbahn als
Berufsfunktionär beim Österreichischen Gewerkschaftsbund, seit 1965 ist er Bezirkssekretär des ÖGB Wiener Neustadt. Seine politische Karriere begann 1969 als Gemeinderat in Wiener Neustadt, es
folgten Stadtrat, Bürgermeister-Stellvertreter, Stellvertreter des Stadtparteivorsitzenden der SPÖ, Mitglied des Landesparteipräsidiums und schließlich Mitglied des Bundesparteivorstandes.
Seit 1. Oktober 1981 sitzt Grabner im Nationalrat. Unverhohlen äußert er Kritik an seiner Partei, die sich in den 45 Jahren seiner Mitgliedschaft stark geändert habe. "Für die arbeitenden Menschen
wird heute in der SPÖ viel zu wenig getan", sagt Grabner. Das wichtigste für einen Menschen ist, daß er Arbeit hat, ist Grabner überzeugt.
Doch abgesehen von seinem persönlichen Einsatz für einzelne Arbeitsplätze, hat auch Grabner kein Patentrezept, wie neue Arbeitsplätze geschaffen werden könnten. Damit nicht weitere Arbeitsplätze
verloren gehen, hat er gegen die geplante EU-Osterweiterung massive Vorbehalte. Aber Grabner schränkt ein, "wenn die EU-Osterweiterung nicht zu verhindern ist, muß sie an strenge Bedingungen geknüpft
werden, damit es diesseits der Grenze, und Grabner hat vor allem die Region Wiener Neustadt im Auge, zu keinen Arbeitsplatzverlusten kommt.
Arnold Grabner ist ein Fossil in der Sozialdemokratischen Partei. Geprägt wurde er von einer SPÖ, die damals nicht nur Sozialistische Partei hieß, sondern sich auch ihrer sozialistischen Wurzeln und
Grundwerte verpflichtet fühlte. Mit der Umwandlung der SPÖ von einer ehemals linken Partei zu einer Partei der Mitte hat Grabner keine große Freude. Grabner versucht · innerhalb seiner Möglichkeiten
· die Traditionen zu pflegen und an die Wurzeln zu erinnern.
So gibt es beispielsweise als Geschenk für verdienstvolle Parteifunktionäre kleine Bronzebüsten von sozialistischen Säulenheiligen. Von Viktor Adler bis Bruno Kreisky · sind in seiner Sammlung so
ziemlich alle vertreten, die in der SPÖ Rang und Namen hatten.
Gastfreundlich
Und Sozialisten, die längst die politische Bühne verlassen haben, gehören heute noch zu seinen Freunden. Fred Sinowatz, Kurt Steyrer, Alfred Stroer (langjähriger ÖGB-Spitzenfunktionär), um nur
einige zu erwähnen, treffen sich gerne im Hause Grabner, das übrigens auch unter Österreichs Spitzensportlern als gastfreundlich bekannt ist.
Denn jedes Jahr im Frühsommer lädt Grabner in seiner Funktion als Sportsprecher der SPÖ Sportler, Sportfunktionäre und Sportjournalisten in sein Haus nach Wiener Neustadt. Ein Termin, der nicht nur
wegen der Präsenz der "Seitenblicke" von der heimischen Sportprominenz gerne wahrgenommen wird.
Auch kulinarisch sind diese Treffen immer wieder ein "Highlight". Gekocht wird von Frau Grabner, die ganz traditionell als Hausfrau ihren Mann während seiner langen politischen Karriere unterstützte
und ihn · Schicksal vieler Politiker-Gattinnen · den Rücken für das Leben "draußen" freihielt.
"Passiver Sportler"
Der Sportsprecher der SPÖ ist selbst eher "passiver Sportler", das aber umso leidenschaftlicher. Als großer Fußballfan organisiert Grabner auch die schon traditionellen Fußballturniere für
parlamentarische Amateurkicker. Während solcher Matchs nimmt er dann auf der Betreuerbank Platz und kommentiert den Einsatz von Wolfgang Schüssel, Karl Schlögl und Co.
Und Grabner verhehlt dabei nicht, daß er nur am Fußballfeld überzeugter Großkoalitionär ist. Am politischen Spielfeld ist für ihn "die große Koalition mit der ÖVP die schlechteste aller
Möglichkeiten". Nachsatz: "Aber wir haben niemanden anderen".Õ
Dagmar Wohlfahrt ist Mitarbeiterin der ORF-Parlamentsredaktion