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Was immer man über die "Originalklang"-Bewegung der letzten Jahrzehnte denkt - ein Verdienst wird man ihr ganz sicher nicht absprechen können: Die Wiederentdeckung Claudio Monteverdis. Dieser Ahnherr aller Opernkomponisten ist erst durch die Bemühungen um eine historisch angemessene Aufführungspraxis wieder ans Licht gebracht worden.
Nikolaus Harnoncourt gehörte zu den Monteverdi-Pionieren. Und zusammen mit Jean-Pierre Ponnelle realisierte er vor langen Jahren in Zürich einen Zyklus mit allen Opern des Komponisten. Unvergessen der "Orfeo", der seinerzeit auch im Fernsehen übertragen wurde: In Ponnelles Regie blieben die Figuren fern und fremd, bewegten sich in den Masken und Kostümen ihrer Zeit und ihre Gestik war so artifiziell stilisiert wie die Sprache des Librettos und die Musik.
Zu dieser hinreißenden Künstlichkeit konnte sich Klaus Michael Grüber nicht entschließen. Seine Züricher Inszenierung der "Rückkehr des Odysseus", die am Mittwochabend in arte zu sehen war, löste das Stück aus seinem Renaissance-Gewand. Alles wurde "zeitlos", und dadurch auch ein bisschen wahllos: der gestrandete Odysseus z. B. hätte im selben Kostüm auch im "Fliegenden Holländer" auftreten können.
Die Musik freilich war, wie sie sein soll: Rhetorisch artikulierte Klangrede - dirigiert wiederum von Harnoncourt, und gesungen unter anderem von Veselina Kasarowa, die das Lamento der Penelope mit all dem Pathos gestaltete, das dieser grandiosen Klage um den verlorenen Geliebten gebührt.