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Nach zweijährigem Probelauf hat das derzeit größte Spiegelteleskop der Welt am Freitag auf der Kanaren-Insel La Palma offiziell seinen Betrieb aufgenommen. Das Gran Telescopio Canarias (Grantecan) ist das größte wissenschaftliche Projekt, das bisher in Spanien umgesetzt wurde.
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Das rund 130 Millionen Euro teure Teleskop steht in 2.400 Metern Höhe auf dem Roque de los Muchachos, dem höchsten Gipfel der kleinen Kanaren-Insel. Die Bauzeit betrug sieben Jahre. Das Grantecan ist so stark wie vier Millionen menschliche Pupillen und so präzise, dass es von den Kanaren aus das Licht einer brennenden Kerze in Moskau erkennen oder die zwei Scheinwerfer eines Autos in Australien auseinanderhalten könnte. Betrieben wird die Sternwarte von dem Astrophysikalischen Institut der Kanaren (IAC).
Mit dem Grantecan wollen die Wissenschafter in bisher unerreichte Tiefen des Universums vordringen, ferne Galaxien erforschen, die Entstehung von Sternen beobachten und weitere Planeten außerhalb unseres Sonnensystems finden. Die spannendste Frage dabei erläutert Projektleiter Pedro Alvarez: "Es wäre natürlich wunderbar, wenn dieses Teleskop uns dabei helfen könnte, einen Planeten zu entdecken, der unserem ähnelt. Ich bin nämlich davon überzeugt, dass es auch anderswo im Universum Leben geben kann."
Riesenfernrohre gibt es bisher etwa auf dem Gipfel des erloschenen Vulkans Mauna Kea auf Hawaii (Keck I und Keck II) oder auf dem Cerro Paranal in Chile, wo die Europäische Südsternwarte (ESO) das Very Large Telescope (VLT) betreibt. Keines von ihnen hat aber die Ausmaße des Grantecan. Das Herzstück dieses "Galaxien-Jägers", wie die Zeitung "El Mundo" es nannte, ist ein Parabolspiegel von 10,4 Metern Durchmesser. Er besteht aus 36 sechseckigen Segmenten einer besonderen Glaskeramik, die noch nicht ganz zusammengesetzt worden sind. Gebaut wurde er von der deutschen Spezialfirma Schott (Mainz). Das Teleskop wiegt 500 Tonnen und ist 41 Meter hoch - das entspricht einem 13stöckigen Hochhaus.
Teleskope sind wie ein Trichter, erläutert Alvarez: Je größer der Spiegel, umso mehr Licht können sie einfangen und umso weiter können sie blicken. Um die Spiegelkrümmung auszugleichen, die beim Schwenken eines solchen Riesenfernrohrs angesichts des großen Eigengewichts entsteht, arbeitet die Anlage mit aktiver Optik: Die Spiegel sind auf so genannten Aktoren gelagert, die die Krümmung ausgleichen. Andernfalls würden Abbildungsfehler entstehen - wie etwa das verzerrte Bild, das schlecht geschliffene Billigspiegel wiedergeben.