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Bisher zwei Großprojekte an Land gezogen. | Fünf Mrd. Euro Börsenwert binnen fünf Jahren im Visier. | Wien. Die Börse zieht den frisch gebackenen Unternehmer Karl-Heinz Grasser offenbar magisch an. Vor knapp einem Monat hat der einstige Finanzminister mit dem schillernden Privatbankier Julius Meinl V. eine auf Energie-Investments in Osteuropa spezialisierte Gesellschaft, die Meinl International Power, aus der Taufe gehoben. Jetzt wird schnurstracks Kurs auf die Wiener Börse genommen - wesentlich früher als erwartet.
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Der Grund für den überraschend schnellen Sprung auf den Kapitalmarkt sind zwei größere Projekte, die Meinl Power nun spruchreif in der Schublade hat. Das nötige "Kleingeld" für die Finanzierung soll über die Börse aufgebracht werden. Seit heute, Dienstag, werden bis zu 75 Millionen Aktien zu einem fixen Stückpreis von 10 Euro verkauft - als Gesamterlös sind also 750 Mio. Euro angepeilt. Die Zeichnungsfrist läuft bis 24. Juli, die Börsenpremiere erfolgt am 1. August. Geplant ist, sämtliche Aktien breit im Publikum zu streuen.
Es winken hohe Profite
Profitieren will Meinl Power von dem massiven Nachholbedarf in Osteuropas Energiemärkten. "Hier tun sich gewaltige Chancen auf", so Ex-Verbund-Chef Hans Haider. Gerade in Osteuropa sei der Investitionsstau enorm, was die Modernisierung veralteter Kraftwerke und den Bau neuer Anlagen betrifft. Allein in Russland sind bis 2020 laut Staatschef Wladimir Putin Investitionen von 340 Mrd. Euro notwendig.
"Wir haben ein kontinuierliches Geschäft in stark wachsenden Märkten", sagt Julius Meinl V. Welche Projekte Meinl Power umsetzt, entscheiden als "Chairmen" der künftig börsennotierten Publikumsgesellschaft die beiden Energieexperten Haider und Hans Dieter Harig, ehemals Vorstandsvorsitzender der E.On-Energie. Grassers Aufgabe ist es, seine fundierten Kontakte zur Finanz und Politik zu nutzen, um Projekte, die in Frage kommen, ausfindig zu machen. Als "Chairman" sitzt der frühere Spitzen-Politiker in einer Managementgesellschaft, die das Geschäft von außen steuert und an der er zu einem Drittel beteiligt ist (die Meinl Bank hält zwei Drittel).
Den Auftakt zum operativen Start bilden zwei Großprojekte, für die Meinl Po-wer bereits die Vorverträge in der Tasche hat. In Ungarn wird ein Gaskraftwerk (230 Megawatt) errichtet werden - zusammen mit der staatlichen MVM, dem größten Energieversorger des Landes. Die Hälfte des 150 Mio. Euro schweren Investitionsvolumens trägt Meinl Power. Ein noch größerer Investitionsbrocken entfällt auf den Bau von Windfarmen in Osteuropa mit einer Kapazität von 600 Megawatt. Die Kosten von bis zu 750 Mio. Euro teilt sich Meinl Power mit einem österreichischen Windkraftbetreiber.
Daneben seien drei weitere Projekte mit einem Volumen von 300 Mio. Euro in einer fortgeschrittenen Prüfung, sagte Grasser Montag in einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Meinl, Haider und Harig. Weitere 15 Projekte sondiere man. Zur Zeit habe man ein Projektvolumen von insgesamt zwei Mr d. Euro in der Pipeline.
Sehr ambitionierte Ziele
Erklärtes Ziel ist, den Börsenwert der Meinl Power binnen fünf Jahren auf fünf Mrd. Euro zu bringen. Angestrebt, so Grasser, werde eine jährliche Rendite von 15 Prozent auf das eingesetzte Kapital. Grasser, Haider und Harig wollen sich am Börsengang auch privat beteiligen.