Der frühere Finanzminister Karl-Heinz Grasser sieht sich nicht verantwortlich für Veranlagungen der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (ÖBFA), aus denen der Republik bis zu 617 Mio. Euro Verlust drohen. "Mit aller Entschiedenheit" weise er "jeglichen Zusammenhang mit den Risikoveranlagungen der ÖBFA" zurück, betonte er am Wochenende in einer Pressemitteilung.
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Während seiner Amtszeit von 2000 bis Jänner 2007, "war die ÖBFA äußerst erfolgreich und konnte nachweisbar durch Refinanzierungen der Staatsschulden in Fremdwährungen dem Steuerzahler mehr als 2 Mrd. Euro einsparen", heißt es weiter. Die in Diskussion stehenden Risikoveranlagungen und damit verbundene Verluste seien eindeutig nach seiner Amtszeit zustande gekommen und könnten daher definitiv nicht in seiner Verantwortung liegen.
Wie aus einem diese Woche veröffentlichten Bericht des Rechnungshofs hervorgeht, hat die ÖBFA in den Jahren 2002 bis 2007 Milliardenbeträge in spezielle Papiere investiert, so genannte Asset Backed commercial papers (ABCP), die von der US-Subprimekrise besonders stark betroffen waren. Im August 2007 wurde der Ausstieg aus diesen Investments beschlossen.
Die RH-Prüfer kritisierte nicht nur die mangelnde Risikoverteilung sondern vor allem auch, dass der Kassastand der ÖBFA (zur Sicherung der Zahlungsfähigkeit des Bundes) in den geprüften Jahren massiv erhöht wurde. Aus Sicht des RH hatte die Aufnahme zusätzlicher Gelder nicht nur mit wirtschaftlichen Notwendigkeiten zu tun, sondern sollte "der Erzielung zusätzlicher Einnahmen dienen".
Während der durchschnittliche Kassastand der ÖBFA bis 2002 bei knapp 5 Mrd. Euro lag, verdoppelte er sich bis 2006 - also während der Amtszeit Grassers - auf rund 10 Mrd. Euro. 2007 stieg er dann auf 16,67 Mrd. Euro. Bei einer durchschnittlichen Veranlagung von 15,1 Mrd. Euro im Jahr 2006 waren 5,9 Mrd. in Commercial Papers investiert.