Am Börsegang der Meinl Power wird bereits gefeilt. | wird bereits gefeilt. +++ Ex-Verbund-Chef Haider mischt als Manager auch mit.
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Wien. Monatelang hat der frühere Finanzminister Karl-Heinz Grasser ein Geheimnis um seine berufliche Zukunft gemacht. Seit gestern, Mittwoch, steht offiziell fest, dass der Ex-Spitzenpolitiker Unternehmer wird - und nicht Investmentbanker im Ausland oder Top-Manager in der Industrie.
Als Chairman übernimmt der 38-Jährige den operativen Chefposten in einer erst vor wenigen Tagen neu gegründeten Management-Firma, an der er ein Drittel der Anteile hält, die Meinl Bank zwei Drittel. Über diese Firma wird das zukünftige Geschäft der Publikumsgesellschaft Meinl International Power (MIP) gesteuert, die der Wiener Banker Julius Meinl V. ins Leben gerufen hat.
Das Geschäftsmodell der Meinl International Power ist gestrickt nach dem Vorbild der beiden börsenotierten Investment-Gesellschaften Meinl European Land (Immobilien) und Meinl International Airports (Flughäfen). Geplant ist, in den Energiesektor in Osteuropa (inklusive Türkei und Russland) zu investieren. Mehr als 20 Projekte werden gerade sondiert. Grasser und Meinl feilen auch bereits am Börsegang der MIP in Wien.
Ebenfalls mit im Boot ist der langjährige Verbund-General Hans Haider, der - seit Mai pensioniert - als Chairman der neuen Meinl International Power fungiert.
"Das ist mein Hauptjob"
Für Grasser wird die Tätigkeit im Umfeld der Meinl Bank der "Hauptjob" sein, wie er vor Journalisten erklärte. Als Dienstleister für einen Konzern zu arbeiten ("anonym und jederzeit auf Abruf"), sei nicht in Frage gekommen. "Ich will mein eigener Herr sein, um selber ein Unternehmen bauen zu können, um zu gestalten, zu verändern und zu beeinflussen", betonte Grasser selbstbewusst.
Im Energiesektor finden Grasser, Meinl und Haider jedenfalls ein reiches Betätigungsfeld vor. Weil es allein in Europa einen ungeheuren Investitionsstau gibt, werden in den kommenden Jahren und Jahrzehnten riesige Geldsummen nicht nur in die Modernisierung veralteter Kraftwerke, sondern auch in den Bau neuer Anlagen fließen. In Russland etwa hat Staatschef Wladimir Putin erst unlängst ein 340 Mrd. Euro schweres, bis 2020 laufendes Investitionspaket angekündigt.
"Mehr als 60 Prozent der Kraftwerke in Osteuropa und den Staaten der ehemaligen Sowjetunion sind heute älter als 20 Jahre", so Meinl. In Russland beispielsweise stammten manche Anlagen noch aus der Zeit, als Lenin das Land elektrifizierte. "Das ist wie ein technisches Museum."
Gute Geschäftschancen
"Für Investitionen eröffnen sich große Möglichkeiten", sagte Meinl. "Wir treten als Finanzinvestor auf und gehen Beteiligungen mit strategischen Investoren ein, um ihnen zu helfen, ihre Ziele rascher zu erreichen", ergänzte Haider. Dabei gehe es auch um mögliche Akquisitionen, bei deren Realisierung man unterstützend zur Seite stehen wolle. Als Beispiel nannte Haider frühere, nicht realisierte Pläne des Verbund, zusammen mit der DeBenedetti-Gruppe den italienischen Versorger Edison zu übernehmen. Dafür hätten jedoch 12 Mrd. Euro aufgestellt werden müssen.
Laut Meinl soll sich das über MIP eingesetzte Kapital binnen fünf Jahren verdoppeln. Welche Projekte man an der Angel hat und welche Investitionsvolumina bewegt werden sollen, wird aus rechtlichen Gründen - wegen des geplanten Börsegangs - vorerst noch verschwiegen.
Bei Kernkraftwerken werde man sich aber "sicher nicht engagieren", so Haider. "Dafür fehlt uns das Know-how, und es passt auch nicht zur Unternehmensphilosophie der MIP."
Zur Frage eines Journalisten, ob die MIP wie eine "Heuschrecke" agieren werde, hielt Meinl nüchtern fest: "Wir haben einen permanenten Anlagehorizont, wir investieren um zu halten."
Mega-Investitionen
Für die globale Wirtschaft wird das Energie-Thema in Zukunft zu einem zentralen Faktor. Dabei geht es nicht nur um Fragen der Versorgungssicherheit - sondern auf Grund des Klimawandels auch um ökologische Fragen. Um den Energiesektor fit zu machen, müssen allein in der EU bis 2030 insgesamt 1,8 Billionen Euro investiert werden.