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Kein Wunder, dass er sich ärgert. Es ist wirklich ein billiges Klischee. Wobei, so billig ist es gar nicht. Das ist es ja, was Luigi Brugnaro so auf die Palme bringt. Der Bürgermeister von Venedig hat sich zuletzt gezwungen gesehen, seine Stadt und ihre teilweise stattlichen Konsumationskosten zu verteidigen. Eine Gruppe Chinesen hatte sich in einem Brief an ihn beklagt, dass sie eine Rechnung über mehr als 500 Euro in einem Fischrestaurant erhalten hatte. Brugnaro setzte dagegen, dass die Herrschaften halt auch Hummer und Austern schnabuliert hätten, und das koste in jeder Stadt der Welt ein Sümmchen. Außerdem appellierte er forsch: "Wer nach Venedig kommt, muss wissen, dass er in Venedig ist und dafür etwas ausgeben muss. "
Selbstverständlich wurde Brugnaro für diesen Sager kritisiert. Um zu illustrieren, dass auch andere europäische Städte teuer sind, veröffentlichte er seine Kaffeerechnung vom Wiener Flughafen. Dort hat er infame 11,60 Euro für vier Espressi im Stehen gezahlt. In Venedig hätte er die um 4 Euro gekriegt.
Nun übersieht Brugnaro natürlich einen wesentlichen Punkt: Die Lokalität, in der er seine Espressi gekauft hat, ist nicht irgendsoein angefeuchtelter Palazzo. Der Skylink ist nun einmal eines der teuersten Kaffeehäuser, das sich Wien je geleistet hat. So gesehen möchte man sich gar nicht vorstellen, was ein Espresso dereinst auf dem Berliner Flughafen in (sehr) spe kosten wird.
Und natürlich kann sich Brugnaro auch bei seinem Wiener Bürgermeister-Kollegen beschweren. Solange er die Beschwerde noch vor Dienstag Mittag einbringt.