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Mit dem Leid der von der Tsunami-Katastrophe betroffenen Österreicher befasste sich unter den Titel "Tod im Paradies" "Thema spezial" am Montagabend auf ORF 2.
Im Wesentlichen hat man die Gratwanderung, die eine solche Reportage mit tagelanger harter Recherche an den Schauplätzen für alle Mitgestalter zweifellos bedeutet, geschafft; mit einigen Ausnahmen: Auf Antworten von Helfern, die auf einem Leichensammelplatz auf die Frage des Reporters nach österreichischen Opfern erklären, dass sie nicht die Nationalität der Toten bestimmen, sondern lediglich in "Thailänder, Asiaten, und Europäer" einteilen können, zu insistieren: "Wie viele Österreicher?" ist problematisch, auch wenn nach mehrmaligem Hin und Her die Zirka-Zahl einer Gruppe das Ergebnis ist.
Völlig daneben lag eine Frage an den Arzt aus Perchtoldsdorf bei Wien, der sich bereit erklärte, seine tragischen Erlebnisse zu schildern und nur unversehrt ist, weil er am Tag als die Flut kam in die Berge fuhr. Er verlor einen Sohn, seine Frau überlebte schwer verletzt. Nur per Zufall konnte er sie ausfindig machen. Erschütterung und Trauer standen ihm ins Gesicht geschrieben, den in der Heimat gebliebenen zweiten Sohn fürsorglich an seiner Seite. Seine Antwort auf die Reporterfrage "Wie geht es ihnen damit?" konnte nur lauten: "Na, Sie sehen ja." Man hätte dem geprüften Mann die quälende Frage ersparen können.
Das Schicksal der jeh zerrissenen Ehe einer Thailänderin und eines Tauchschulbetreibers aus Wien, der mit zwei Töchtern in den Fluten umkam, war gut aufbereitet, doch der Voyeurismus der Kamera war unangebracht. Hätte sie von dem in Tränen aufgelösten Gesicht der Frau rascher weggeschwenkt, wäre die Trauer ebenso zu verstehen gewesen.