)
Nach den versöhnlichen Tönen hofft man auf Bewegung bei Atomgesprächen.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 11 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Teheran/Genf. Finden der Iran und der Westen nach zehn Jahren Atomstreit rund um die umstrittene Urananreicherung nun endlich einen Kompromiss bei den Verhandlungen am 15. und 16. Oktober in Genf oder nicht?
Der in der Islamischen Republik im Juni gewählte moderate Pragmatiker Hassan Rohani hat einen Kurswechsel begonnen und sucht die Annäherung an Washington und London. Wenn also in Genf Vertreter der 5+1-Gruppe (die fünf UNO-Vetomächte China, Russland, Frankreich, Großbritannien und die USA plus Deutschland) auf den iranischen Außenminister Mohammad Javad Zarif treffen, dann will Letzterer unter Rohanis Motto "Kooperation statt Konfrontation" eine "heroische Flexibilität" zeigen und mit "vollem Gepäck" beeindrucken. Die westliche Delegation leiten wird bei den Verhandlungen in der Schweiz wieder die EU-Außenbeauftragte Catherine Ashton. Ihr Sprecher, Michael Mann, äußerte sich gegenüber der "Wiener Zeitung" betont zuversichtlich. "Wir freuen uns schon, Zarif und das neue Verhandlungsteam in Genf zu treffen. Gleichzeitig hoffen wir, dass der Iran endlich mit konstruktiven und konkreten Vorschlägen im Gepäck anreisen wird", sagte Mann. "Wir sind bemüht, in der Sache möglichst große Schritte vorwärts zu machen. Es ist wirklich an der Zeit für greifbare Ergebnisse", ergänzte er. Rohani twitterte, dass er bezüglich der kommenden Gespräche optimistisch sei und hoffe, dass diese von Erfolg gekrönt sein mögen.
Bereits im September war die 5+1-Gruppe am Rande der UNO-Generalversammlung in New York auf Ebene der Außenminister mit ihrem iranischen Amtskollegen zusammengekommen. Als "historischer Meilenstein" galt diese Begegnung vor allem deshalb, weil es das erste direkte Zusammentreffen derart hoher Vertreter Washingtons und Teherans war. Beiden Staaten haben seit 34 Jahren keine diplomatischen Beziehungen.
Nach den versöhnlichen Reden von US-Präsident Barack Obama und Rohani vor der UNO will Teheran in Genf "substanzielle Vorschläge" unterbreiten. Knackpunkt ist weiterhin die Urananreicherung. Wichtigstes Ziel der iranischen Führung ist es, den Konflikt innerhalb von drei, maximal sechs Monaten zu beenden.
Nach der erfolgreichen diplomatischen Offensive des Irans und den wohlwollenden Reaktionen des Westens will man Teheran die Möglichkeit geben, der schönen und konstruktiven Rhetorik auch konkrete Schritte folgen zu lassen. Die Hardliner beobachten die Annäherung allerdings argwöhnisch: Sie warten nur darauf, dass die Gespräche scheitern, um sich in ihrer Einstellung, dass man dem Westen nicht die Hand reichen dürfe, bestätigt zu fühlen.