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Grätzel-Öffnung

Von Ina Weber

Der "Hafenjunge" in der Esterhazygasse.
© Steinbichler

Die Architekturtage führen unter dem Motto "Alt jetzt neu" zwei Tage durch Wien.


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Wien. Große Kasernenflächen, ehemalige Remisen, alte Produktionsstätten - der 14. Bezirk ist kein "hipper" Bezirk. Dennoch hat er für Michael Ogertschnig, Architekt von Holodeck architects, "Potenzial". "Hier ist Platz, um die Produktion in der Stadt zu halten. Der Wohnbau ist wichtig, aber ohne Arbeitsstätten geht es halt auch nicht", sagt er zur "Wiener Zeitung". Ogertschnig führte im Rahmen der siebten Architekturtage durch eines seiner Projekte, dem Wirtschaftspark Breitensee. Geführte Touren, offene Architekten-Ateliers und begehbare Baustellen geben einen Einblick in die Baukultur Wiens.

Ogertschnig führt in den großen Hof des Wirtschaftsparks in der Goldschlagstraße 172. In dem Gebäude seien im vergangenen Jahrhundert Telefonapparate hergestellt worden, erzählt er. Heute lebe das Areal von einer gemischten Nutzung. Von kleinen Startup-Büros über einen Pumpenhersteller, dem Fernsehsender Okto im Erdgeschoß bis hin zu Wohn-Ateliers - diese Mischung würde man im innerstädtischen Bereich kaum finden. Dadurch habe das Projekt eine gewisse Eigenständigkeit, so der Architekt. Lkw könnten im großen Innenhof eine Runde drehen. Der ehemalige Gewerbehof erfährt mit diesem Gebäude ein Revival.

"Auftrieb" für den 6. Bezirk

Hat der 14. Bezirk "Potenzial", so erfuhr der 6. Bezirk laut Gebietsbetreuung in den vergangenen Jahren "einen Auftrieb". "Mit neuen Ansiedlungen ist viel Leben in den Bezirk gekommen", so Markus Steinbichler von der Gebietsbetreuung. Der Raumplaner wird heute, Freitag, alle Interessierten durch Mariahilf führen. Die Tour startet in der ehemaligen Bleicherei-Fabrik Vienna Paint in der Sandwirtgasse, in einem Grätzel, wo Kleingewerbebetriebe in Hinterhöfen lange Zeit das Erscheinungsbild des südlichen Mariahilfs bildeten. Wo früher analoge Papierprodukte erzeugt wurden, wird heute der digitalen Bildbearbeitung Raum geboten.

Weiter geht es in die Esterhazygasse. In einem Hinterhof wurde ein 150 Jahre alter Ponyhof in eine buchbare Location umgebaut. Elemente wie Eisenstiegen und Holzböden wurden originalgetreu wiederhergestellt. Der benachbarte "Hafenjunge" verbindet eine Grafikagentur, einen Imbiss und einen Shop. Und in der ehemaligen Motorenwerkstatt tischt das Restaurant Finkh auf. Zum Abschluss wird der neue Dachausbau im Haus des Meeres besichtigt, mit Café und Rundumblick. "Das Grätzel war lange Zeit aufgrund des Verkehrs problematisch. Trotzdem hat sich dort viel entwickelt", so Steinbichler.

Auch wenn der 6. Bezirk aufgrund der City-Nähe ein begehrtes Pflaster ist, so können sich viele Geschäftsbetreiber die Mieten nicht mehr leisten. Die Alternative dafür ist nicht weit weg. Rudolfsheim-Fünfhaus ist günstiger und für doch schon einige auch eine Option. "Wir sind sehr optimistisch", so Steinbichler, der auch den 15. Bezirk betreut. Ein junges Modelabel etwa sei bereits vom 6. in den 15. Bezirk gezogen. Block 44 nennt sich die Gemeinschaft in der Reindorfgasse, wo Modelabel, Fahrradbetrieb und Café unter einem Dach sind. Eine Grätzeltour der Architekturtage wird auch dorthin führen.

"Wandel" im 15. Bezirk

Der Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus ist sozusagen in Arbeit. Die Wasserwelt beim Meiselmarkt soll bis zum Jahr 2016 neu gestaltet werden. Dazu wurden die Nutzer befragt und ein Leitbild erarbeitet. Auch das ehemalige Spital vor Ort wird umgebaut.

"Wir stehen noch am Anfang, aber ein Wandel ist auch im 15. Bezirk deutlich spürbar", so Raumplaner Steinbichler. Die Touren und Veranstaltungen im Rahmen der Architekturtage sind für alle Interessierten kostenfrei - von einer Tour zum ehemaligen Sendergebäude am Bisamberg bis zur Seestadt Aspern.