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Grausamer Anschlag auf Zivilisten in Sri Lanka

Von WZ-Korrespondentin Agnes Tandler

Politik

Mindestens 25 Tote bei Attentat. | Regierung will tamilische Rebellen bis Jahresende besiegen. | NeuDelhi. "Es war ein Blutbad", sagen Augenzeugen. Am Mittwoch riss eine Bombe im Südosten Sri Lankas einen vollbesetzten Bus in die Luft. Nur Sekunden nach der Explosion wurde das Fahrzeug schwer beschossen. Mindestens 25 Menschen kamen ums Leben, über 60 wurden verletzt. Viele Opfer waren Kinder, die auf dem Weg zur Schule waren. Die Regierung in Colombo hat die tamilischen Rebellen für das Attentat verantwortlich gemacht.


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Der grausame Anschlag auf Zivilisten kam nur wenige Stunden vor dem offiziellen Ablauf des Waffenstillstandes zwischen Regierung und Rebellen. Vor zwei Wochen hatte Präsident Mahinda Rajapakse den 2002 geschlossenen Pakt aufgekündigt. Zwar war das Abkommen schon seit zwei Jahren faktisch tot, doch das offizielle Ende schürt die Angst, der bewaffnete Konflikt könnte an Schärfe und Brutalität gewinnen.

Langjähriger Konflikt

Die Liberation Tigers of Tamil Eelam (LTTE), besser bekannt als Tamil Tiger, kämpfen seit 1983 im Norden und Osten des Landes für einen unabhängigen Staat. Der Bürgerkrieg hat bislang mehr als 70.000 Menschenleben gekostet. Die Tamilen sind eine ethnische Minderheit in dem von Singhalesen dominierten Land mit seinen 21 Millionen Einwohnern.

Schon seit zwei Jahren wird im Norden und Osten der Insel wieder gekämpft. Die Regierung wirft der LTTE vor, sie habe die Waffenruhe nur genutzt, um sich neu aufzustellen.

Bis Ende des Jahres will die Regierung die Rebellen besiegt haben. Doch das glaubt kaum einer. Die Tamil Tiger haben in der Vergangenheit immer wieder ihre Entschlossenheit zur gewaltsamen Auseinandersetzung demonstriert. Die Organisation gilt als eine der brutalsten Guerillatruppen der Welt. Sie war die erste Gruppierung, die Selbstmordattentate als Kampfmittel nutzte.

Und in der vergangenen Woche wurden nur 19 Kilometer von Colombo entfernt der Minister für Aufbau und Entwicklung und zehn weitere Menschen bei einem Bombenanschlag auf einen Autokonvoi getötet. Am 2. Januar starben fünf Menschen bei einem Attentat auf einen Armeebus.

Die Regierung versucht seit geraumer Zeit, die LTTE durch Bombardierung der von den Rebellen besetzten Gebiete aus der Luft zu schwächen. Vor zwei Monaten kam der politische Kopf der LTTE, S. P. Thamilselvan, bei einem Luftangriff im Norden ums Leben.

Zivilbevölkerung leidet

Den Preis, den vor allem die Zivilbevölkerung für den schon seit über zwei Jahrzehnten andauernden Konflikt zahlen muss, ist hoch: Allein in den letzten Monaten sind etwa 5000 Menschen vertrieben worden, rund 20.000 Zivilisten leben in Flüchtlingslagern. Tausende Bürger, vor allem Tamilen, leben in Angst. Selbst in der Hauptstadt Colombo fühlen sie sich nicht mehr sicher. Am Neujahrstag wurde ein tamilischer Abgeordneter am helllichten Tag in einem Hindu-Tempel vor aller Augen niedergeschossen. Beobachter fürchten, dass sich die Menschenrechtslage im Urlaubsparadies nach dem Abzug der norwegischen Friedensüberwacher weiter verschlechtert.