Vielleicht hält mancher die Debatte um "Green IT", die gerade bei der Computermesse CeBit aufkocht, für modisches Getue. Vielleicht ist die ganze grüne Aufregung aus der Perspektive so manchen Heimanwenders nicht so recht nachzuvollziehen, lebt er doch in einem Haushalt, in dem sich sein Computerchen, was den Stromverbrauch betrifft, neben Tiefkühlgeräten, Heizstrahlern und festlicher HiFi-Anlage als energetischer Musterknabe ausnimmt.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 16 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Trotzdem hat die Debatte einen handfesten Hintergrund. Das kann eine Studie erhellen, für die Luiz André Barroso verantwortlich zeichnete, bei Google zuständig für die Hardware, die hinter der Suchmaschine steckt: Darin wurden die Energiekosten für die Server und für die Klimaanlage, die zu deren Kühlung erforderlich ist, in Beziehung zur Rechenleistung gesetzt. Das betriebswirtschaftlich interessante Ergebnis lautete, dass sich die Beziehung zwischen Leistung und Energieverbrauch seit Ende des 20. Jahrhunderts kaum mehr verbessert hatte.
Die Perspektive, die sich aus diesem Befund ergab, war gar nicht erfreulich: Bei steigenden Ansprüchen an die Server, so Barroso, würden die Energiekosten bald die Kosten für Hardware übertreffen.
Den einzigen Ausweg sah der Chefingenieur damals, im Jahr 2005, in der Entwicklung von neuen Prozessoren mit mehreren Rechenkernen, die das Potenzial hätten, die Leistungsbilanz im Serverpark längerfristig zu verbessern. Und die Aktualität dieses Befundes unterstrich erst vor ein paar Wochen IBM-Generaldirektor Leo Steiner, der bei der Messe ITnT davon sprach, dass in Rechenzentren bis zu 40 Prozent der Energiekosten eingespart werden könnten.
Doch nicht nur aus betriebswirtschaftlichen Überlegungen grübeln Spezialisten schon seit längerem über eine effizientere Nutzung von Energie in der Informationstechnik. Im vergangenen Jahr hatten sich alle Großen der Branche bei einem Treffen in der kalifornischen Stadt Mountain View zu einer Initiative zusammengefunden, deren Ziel es ist, durch technologische Entwicklung bis zum Jahr 2010 den jährlichen von IT-Anwendungen verursachten Ausstoß an Treibhausgasen um 54 Millionen Tonnen zu reduzieren. Damit verbunden wäre so immerhin eine Senkung der jährlichen Stromkosten um umgerecht vier Milliarden Euro.
Das Musterbüro, in dem auf der CeBit stromsparende Geräte im Vergleich mit der alten Technik getestet wurden, war also nicht ein bloßer Marketing-Gag. Es zeigt tatsächlich den Weg in die Zukunft: Stromsparender Austausch von alten Geräten durch neue, die Verlagerung von Anwendungen ins Netzwerk, wie sie das Büro 2.0 vorsieht, und Arbeitsplätze mit einfachen und sparsamen Rechnern, den "Thin Clients", die in absehbarer Zeit noch viel von sich reden machen werden.