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Grenzen abbauen mit Würstel und Bier

Von Arian Faal

Politik
Das Life-Ball-Outfit von Markus Rumelhart (r.) und seinem Partner Manuel Bräuhofer.
© Faal

Der Mariahilfer Bezirksvorsteher Markus Rumelhart (SPÖ) über den langen Weg zu einer toleranten Gesellschaft.


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Wien. Mit 38 Jahren ist Markus Rumelhart (SPÖ) seit 1. Mai 2014 der jüngste Bezirksvorsteher Wiens. Im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" spricht er über den Life Ball und die Toleranz in seinem Bezirk Mariahilf:

"Wiener Zeitung":Was bedeutet der 22. Life Ball 2014 für den ersten offen schwulen Bezirksvorsteher Wiens?Markus Rumelhart: Ganz gleich, ob als Bezirksvorsteher von Mariahilf oder nicht, ich bin ein begeisterter Life Ball Besucher. Heuer ist mein 20. Life Ball und ich werde ihn wie immer mit meinem Mann besuchen.

Ist es heuer für Sie etwas anderes?

Das Einzige, was sich geändert hat, ist, dass ich mein Outfit nicht mehr selbst bastle, sondern von einem Mariahilfer Jungdesigner ausgestattet werde. Beim Life Ball und all den Themen rund um Toleranz, Gleichstellung und Vielfalt geht es doch in Wirklichkeit nur um eines: Wie wollen und wie können wir zusammenleben. Und dabei geht es nicht nur um sexuelle Orientierung, sondern um alle Aspekte.

Viele kritisieren den Ball als schrilles Treiben . . .

Ich weiß, dass der Ball bei vielen nur als schrille Party gilt, aber ich unterstütze dieses Event von seiner ersten Stunde an, da es bei aller Feierstimmung um Solidarität mit den Menschen die HIV-positiv sind oder an Aids erkrankt sind, geht. Das typisch Wienerische am Ball ist auch, einer schrecklichen Krankheit, die jedes Jahr viele Menschenleben kostet, mit einer Feier der Lebenslust zu begegnen, ein Bewusstsein zu schaffen und auch noch Geld für Betroffene zu sammeln und so Leben zu bewahren. Es ist ein Statement für Offenheit, Toleranz und Hilfe.



Apropos Toleranz. Auch im 6. Bezirk gibt es unter Ihrer Leitung seit vielen Jahren das Straßenfest "Andersrum ist nicht verkehrt in Mariahilf". Was bezwecken Sie damit?

Offenheit und Toleranz werden auch in meinem Bezirk großgeschrieben. Das Fest findet heuer zum 9. Mal statt und ich bin stolz, dass es das größte Straßenfest Wiens seiner Art ist. Das Fest ist bewusst im öffentlichen Raum konzipiert und baut Grenzen ab, einerseits durch Information und Showprogramm und andererseits bei Würsteln und Bier.

Beim Showprogramm dieses Festes ist auch schon die heurige Song-Contest-Siegerin Conchita Wurst aufgetreten . . .

Das war 2012. Sie war schon damals eine Galionsfigur für Gleichstellung und ein tolerantes Zusammenleben. Ich freue mich wahnsinnig über Ihren großen Erfolg. Doch eines möchte ich in diesem Zusammenhang schon auch noch einmal deutlich unterstreichen: Conchita hat abseits vom Song Contest ebenfalls viel bewirkt, und das dürfen wir auch nicht außer Acht lassen.

Woran denken Sie da etwa?

Als Politiker muss ich in Richtung der Konservativen des Landes natürlich fragen: Hat es wirklich erst eine Frau mit Bart, die den Bewerb für Österreich gewonnen hat, gebraucht, um sich nun inhaltlich mit Gleichstellungsfragen auseinandersetzen zu wollen? Das ist doch politisch ein trauriges Statement. Im Grunde ist es jedoch gleichgültig, warum sich etwas bewegt. Wichtig ist, dass sich etwas bewegt, und dafür ist auch meine Wahl zum Bezirksvorsteher der beste Beweis.

Welche Visionen haben Sie für Mariahilf?

Im 6. Bezirk begegnen uns Tür an Tür die unterschiedlichsten Menschen. Ob jung oder alt, aus verschiedenen sozialen Schichten, und jeder mit seiner eigenen Biographie. Aber wissen wir wirklich, wer unsere Nachbarn sind und können bzw. wollen wir sie verstehen? Hier spüre ich oft zu sehr ein Gegeneinander als ein Miteinander. Meine Vision ist, das Miteinander zu forcieren.