Zwei Thailänder sind in Kambodscha wegen Spionage angeklagt. | Phnom Penh/Wien. Die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Kambodscha und Thailand sind einer neuen Belastungsprobe ausgesetzt. Denn in Kambodscha wurden jetzt zwei Thailänder wegen Spionage angeklagt. Ein Gericht wirft den beiden Männern vor, nach einem illegalen Grenzübertritt Informationen gesammelt zu haben, die Kambodschas nationale Sicherheit gefährden. Fünf weiteren Thailändern wird lediglich das illegale Überschreiten der Grenze und das Betreten eines militärischen Sperrgebiets vorgeworfen.
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Im Hintergrund steht dabei der schon seit Jahren schwellende Grenzkonflikt zwischen den beiden südostasiatischen Nachbarländern. Die Grenze wurde an einigen Stellen bis heute nicht genau festgelegt. Zudem herrscht ein Streit wegen der Tempelanlage Preah Vihear. Diese wurde zwar vom Internationalen Gerichtshof - sehr zum Missfallen Thailands - Kambodscha zugesprochen. Doch ein vier Quadratkilometer großes Gebiet rund um den Tempel blieb umstritten. Es gab deshalb vor zwei Jahren schon eine Schießerei zwischen den Truppen beider Länder - obwohl es sich eigentlich nur um unwegsames Gebüsch handelt.
Thailands Premier in schwieriger Situation
Die jüngsten Entwicklungen setzen jedenfalls Thailands Premier Abhisit Vejjajiva unter Druck. Einer der in Kambodscha wegen illegalen Grenzübertritts angeklagten Männer ist gar ein Parlamentsmitglied von Abhisits Demokratischer Partei. Und der Großteil der in Kambodscha verhafteten Thailänder soll einer Splittergruppe der "Volksallianz für Demokratie" (PAD) angehören. Die PAD, die sich vor allem aus der Mittel- und Oberschicht rekrutiert, greift immer wieder durch Massenproteste ins politische Geschehen Thailands ein.
Lange Zeit unterstützte die PAD Abhisit, doch zuletzt wandte sie sich immer mehr von dem Premier ab. Es gibt schon die ersten kleineren Proteste in Thailand wegen der Verhaftungen. Und die PAD plant in den nächsten Tagen eine Großdemonstration in der Hauptstadt Bangkok.
Bisher hat Abhisit sehr verhalten auf die Anklage in Kambodscha reagiert, und es vermieden, das Nachbarland verbal anzugreifen. Thailand will das Problem auf diplomatischem Wege lösen. Doch der Druck der Straße könnte Abhisit dazu bringen, einen konfrontativeren Kurs einzuschlagen. Und dann droht sich der Grenzkonflikt zwischen den beiden Ländern erneut gefährlich aufzuheizen.