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Grenzwertige Bayern

Von Christian Mayr

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Grenzwertig war der FC Bayern München eigentlich schon immer: Als "FC Hollywood" ein Aufgalopp schillernder Stars, die mitunter mit ihren überbordenden Macken und Allüren den Boulevard füttern; oder natürlich mit dem grenzgenialen Mia-san-mia-Selbstverständnis als Nabel der deutschen Fußballwelt am Weißwurst-Äquator; und demzufolge auch als absoluter Krösus der deutschen Bundesliga, der hiesige Limits sprengen muss, um im Konzert der Großen Europas - sprich der Champions League - weiterhin eine Rolle spielen zu können. Doch bei dieser mittlerweile irren Rallye nach dem großen Geld kann man sich auch ziemlich verlaufen, wie der soeben zu Ende gegangene Asien-Werbetrip der Rot-Blauen bewies. Da muss selbst Bayern-Präsident Uli Hoeneß, also jemand, dem an sich kein Cent für seinen Verein zu gering ist, kleinlaut eingestehen: "Das ist sicherlich grenzwertig, was wir gemacht haben bis jetzt."Zuvor sind die Bayern am Samstag in Shenzhen in China gegen den AC Milan mit 0:4 untergegangen - bei unmenschlich drückender Hitze. "Das kommt vor, wenn man am Tiefpunkt der Kraft ist", urteilte Hoeneß, der jedoch in Aussicht stellte, dass man künftig derart strapaziöse Reisen mit gleich vier Spielen in zwölf Tagen eher nicht mehr planen werde. Abgesehen davon, dass ein gelungener Werbeauftritt in Asien ganz sicher anders aussieht als ein 0:4-Debakel, sollten sich die Bayern in der Tat fragen, ob ihr eigentlicher Vereinszweck wirklich Fußball (und nicht fernöstliches Marketing) ist. Schon das Wintertrainingslager in Katar geriet in der Heimat zum medialen Flop, da es ein ungutes Signal aussendete. Vielleicht täte daher ein Zurück-zu-den-Wurzeln ganz gut - südlich des Weißwurst-Äquators, sprich in Österreich, lässt sich hervorragend saisonvorbereiten. Wie die Liga-Konkurrenz alljährlich beweist.