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Gribkowsky sollte Risiken klein halten

Von WZ Online

Wirtschaft

München. Gerhard Gribkowsky sollte für die BayernLB Risiken eigentlich möglichst klein halten. Der Manager war bis 2008 als Vorstand für die Risikosteuerung und Vermeidung von Kreditausfällen verantwortlich. Sein Abgang war abrupt: Die Bank und deren Eigentümer sahen in dem heute 52-Jährigen einen der Verantwortlichen für die milliardenschweren Verluste mit US-Immobilienpapieren und setzten dem groß gewachsenen Manager wie zuvor dessen Chef Werner Schmidt den Stuhl vor die Tür. Nun wurde er von der Münchner Staatsanwaltschaft wegen Verdachts auf Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung verhaftet.


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Als zupackend und offen beschreiben Kollegen Gribkowsky.  Eigenschaften, die ihm auch beim Geschäft mit der Formel 1 zu Gute gekommen sein dürften. Nach der Pleite von Medienzar Leo Kirch hatte die BayernLB dessen Anteil am Rennzirkus als Sicherheit für Kredite "geerbt" und war so quasi über Nacht zu einer wichtigen Größe im Motorsport geworden.

Gribkowsky sollte für die Bank das eher fremde Geschäft abwickeln und dafür sorgen, dass aus der Kirch-Pleite keine allzugroßen Verluste für die Bank entstehen. Das zumindest hat funktioniert, heißt es in der Bank. Der Zampano der Formel 1, Bernie Ecclestone, soll laut Medienberichten bei den Geschäften seine Hand mit im Spiel gehabt haben.

Unter Korruptionsverdacht

Gribkowsky selbst steht nun unter Korruptionsverdacht. Wegen der ungeklärten Herkunft eines 50-Millionen-Dollar-Vermögens ist er heute, Mittwoch, verhaftet worden. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft stammt das Geld ersten Erkenntnissen zufolge aus einem Geschäft mit Anteilen an der Formel 1.

Fünf bis zehn Jahre Haft drohen

Wie "sueddeutsche.de" unter Berufung auf Justizkreise berichtet, drohen Gribkowsky im Fall einer Verurteilung fünf bis zehn Jahre Gefängnis. Inzwischen stehe zudem fest, dass das Geld aus der Formel 1 gekommen sei. In Österreich sei es als "Honorar aus einem Beratungsvertrag in Zusammenhang mit der Formel 1" deklariert worden. Das Geld sei in zwei Tranchen aus der Karibik und Mauritius geflossen. Bereits bei der ersten Tranche sei in Österreich Geldwäscheverdacht entstanden. Dieser sei damals allerdings zunächst ausgeräumt worden.

Stiftung "Sonnenschein"

Das Geld ist in der in Salzburg angesiedelten Stiftung "Sonnenschein" geparkt. Nach Angaben von Rechtsanwalt Gerald Toifl, der die Stiftung errichtete, ist in Österreich alles legal abgelaufen, das Geld sei versteuert worden, die Ermittlungen der Salzburger Staatsanwaltschaft wegen Geldwäscheverdachts seien eingestellt worden.

Als die BayernLB ihre Formel-1-Rechte verkaufte, gab es in der Rennserie gerade einen heftigen Machtkampf. Durch den Verkauf der Rechte hatte Bernie Ecclestone damals seine schwankende Macht als Vermarkter der Rennserie retten können. Der Bank waren die Rechte damals durch die Pleite von Medienmogul Leo Kirch zugefallen, der die Lizenzen mit Krediten der Landesbank erworben hatte.

Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des dramatischen Fehlkaufs der Kärntner Hypo Group Alpe Adria (HGAA) gegen den Banker, der auch lange für die Deutsche Bank arbeitete. Er gehört wie die früheren BayernLB-Chefs Schmidt und Michael Kemmer zu den Ex-Vorständen, von denen der Verwaltungsrat wegen der Milliardenverluste des HGAA-Abenteuers Schadenersatz verlangt.

Gribkowsky war bis zur Hauptversammlung 2010 auch Aufsichtsrat beim Baukonzern Strabag SE, derzeit ist er Aufsichtsrat der Strabag-Tochter Züblin. In Österreich ist er derzeit Aufsichtsrat der BauHolding Beteiligungs AG, eine Gesellschaft im Strabag-Bereich. (APA/dpa/dapd)

Ex-BayernLB-Vorstand Gribkowsky verhaftet