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Griechen gegen Grenzöffnung für alle Touristen

Von Ferry Batzoglou

Wirtschaft

Nur 14,5 Prozent der Hellenen sind dafür. Dabei hängt kein Land in Europa so stark vom Tourismus ab wie Griechenland.


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Wie eine Umfrage, der in Thessaloniki ansässigen staatlichen Universität von Makedonien (Pamak), ergab, antworteten 21 Prozent der Befragten auf die Frage: "Soll Griechenland seine Grenzen in diesem Sommer für alle ausländischen Urlauber öffnen?", mit einem kategorischen: "Ich bin absolut dagegen". Weitere 28,4 Prozent der Befragten gaben an, sie seien "dagegen". Demgegenüber erklärten nur 4,3 Prozent der Griechen, sie seien "absolut für" eine Grenzöffnung für Touristen aus allen Ländern. Weitere 10,2 Prozent "bejahten" schlicht ein derartiges Grenzmanagement.

Die restlichen 36,2 Prozent der Befragten seien sich diesbezüglich "nicht sicher."

Auf die Frage, ob Touristen, speziell aus Ländern mit wenigen registrierten Corona-Fällen, nach Griechenland einreisen sollten, erklärten 31,9 Prozent der Befragten, sie fänden diese Corona-Strategie mit Blick auf die einreisenden Urlauber "richtig" und "seien dafür". Demgegenüber erklärten 30,7 Prozent, Touristen auch aus solchen Ländern, also mit wenigen registrierten Corona-Fällen, seien in Griechenland nicht erwünscht. Die übrigen 37,4 Prozent der Befragten zeigte sich bei dieser Frage "unentschlossen".

Selektive Öffnungen und strenge Bedingungen

Doch das Gros der Griechen fordert, dass auch derartige selektive Grenzöffnungen an strenge Bedingungen geknüpft sein sollten. Konkret sprachen sich 93,7 Prozent der Befragten für strenge Covid-19-Kontrollen auf den griechischen Flughäfen und allen Landesgrenzen aus. Obendrein plädierten 74,2 Prozent der Befragten dafür, dass alle einreisenden Touristen eine Bestätigung darüber mit sich führen sollten, wonach sie Covid-frei seien. Die repräsentative Umfrage der Pamak-Universität wurde vom 23. bis 26. April durchgeführt.

Griechenland hängt wie kein anderes Land in Euro vom Tourismus ab. Im Vorjahr reisten 34 Millionen Urlauber aus dem Ausland nach Griechenland ein - eine historische Rekordmarke.

Der Tourismussektor ist für das nach seinem Beinahe-Staatsbankrott im Frühjahr 2010 fast ununterbrochen im Krisenmodus befindliche Euro-Land der ultimative Wachstumsmotor. Die Reisebranche trug 2019 laut Griechischem Touristikverband (Sete) insgesamt knapp ein Drittel zur jährlichen griechischen Wirtschaftsleistung bei. Davon entfielen 18,2 Milliarden Euro auf Direkterlöse. Nach dem Ausbruch der desaströsen Corona-Krise droht dem Griechenland-Tourismus heuer der totale Absturz. Trotz aller Einschränkungen hat Griechenlands Tourismusminister Charis Theocharis von der regierenden konservativen Nea Dimokratia (ND) konkrete Ideen entwickelt, wie der Strandurlaub in Hellas doch noch klappen könnte.

Bilaterale Vereinbarungen als Voraussetzung

Demnach sollen Gesundheitsprotokolle für die landesweit rund 10.000 Hotels sowie Yachthäfen, Yachten, Flugzeuge und Reisebusse erstellt werden - womöglich basierend auf sogenannten Gesundheitspässen.

Konkret hieße das: Die Touristen werden konsequent auf das Coronavirus getestet. Ferner setzt der Tourismusminister auch auf die internationale Zusammenarbeit. Griechenland strebe vorab bilaterale Vereinbarungen mit den jeweiligen Regierungen an, wie Theoachris erklärte.

Der Knackpunkt ist aber: Die sechs wichtigsten Herkunftsländer der Griechenland-Touristen waren im Jahr 2019 Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien, die USA sowie Russland. Bis auf Deutschland sind diese Länder erheblich bis stark von der Corona-Pandemie betroffen.

Unterdessen steht jedenfalls fest, wann die diesjährige außergewöhnliche Reisesaison in diesem Corona-Sommer in Griechenland losgehen wird. "Wir werden am 1. Juli den Tourismus für das Ausland öffnen", sagte der griechische Staatsminister Georgios Gerapetritis im griechischen Parlament.