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Griechen kaufen keine Autos

Von Helmut Dité

Wirtschaft

VW-Absatzrekord im ersten Halbjahr. | Wachstum in den Schwellenländern.


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Brüssel/Wien. Der Absatzmarkt Europa verliert für die Autohersteller zunehmend an Bedeutung. Während die Verkäufe in den USA und vor allem in Schwellenländern zulegen, befindet sich der europäische Markt nach dem Wegfall staatlicher Kaufanreize auf Schrumpfkurs. Nach Angaben des europäischen Herstellerverbandes ACEA vom Freitag verkauften die Autobauer in den 27 EU-Staaten sowie Norwegen, Island und der Schweiz im Juni gut acht Prozent weniger Autos als vor einem Jahr. Im gesamten ersten Halbjahr setzten die Konzerne 7,35 Millionen Pkw ab, was einem Minus von knapp zwei Prozent gegenüber 2010 entspricht.

Größte Stütze ist der für Europa wichtigste Absatzmarkt Deutschland, wo die Menschen angesichts des stabilen Konjunkturaufschwungs in der ersten Jahreshälfte mehr als zehn Prozent mehr Autos kauften, ebenso wie übrigens in Österreich. Der zweitgrößte Markt Frankreich kam immerhin noch auf ein Mini-Plus von einem Prozent.

In den schuldengeplagten Krisenstaaten Südeuropas machen dagegen die meisten Bürger einen großen Bogen um die Autohäuser: In Italien fielen die Verkäufe im ersten Halbjahr um 13 Prozent, in Portugal um 20 Prozent, in Spanien um 27 Prozent und in Griechenland sogar um 44 Prozent - und das, obwohl auch schon das Vorjahr kräftige Rückgänge gebracht hatte.

In den USA sei der Absatz von Personenwagen und leichten Nutzfahrzeugen im ersten Halbjahr um 13 Prozent gestiegen, der Absatz der deutschen Hersteller sogar um über 17 Prozent, so der VDA.

Ringen um Nummer 1

Auch in den Schwellenländern legten die Absatzzahlen im ersten Halbjahr weiter zu - allerdings vielerorts nicht mehr so rasant wie 2010. In Brasilien stiegen die Verkäufe im ersten Halbjahr um 9,5 Prozent, in China um 9,7 Prozent und in Indien um 16 Prozent. Die größten Zuwachsraten gab es dank staatlicher Anreize in Russland, wo die Verkäufe in den ersten sechs Monaten um über die Hälfte nach oben schossen.

Der deutsche Volkswagen-Konzern hat im ersten Halbjahr einen Absatzrekord eingefahren und wird damit vermutlich schon 2011 mehr Autos verkaufen als der japanische Weltmarktführer Toyota. Für den Titel des weltgrößten Autobauers, den sich VW-Chef Martin Winterkorn spätestens 2018 ans Revers heften möchte, wird es nach Einschätzung von Experten allerdings in diesem Jahr nicht reichen. Während VW 2011 den Absatz von acht Millionen Fahrzeugen anpeilt, dürfte der wieder erstarkte US-Konkurrent General Motors rund 8,5 Millionen Autos losschlagen, sagte NordLB-Analyst Frank Schwope am Freitag.

Von Jänner bis Ende Juni steigerte der Konzern mit Marken wie VW, Audi, Skoda und Seat den Absatz um 14 Prozent auf 4,09 Millionen Fahrzeuge. Dem bisherigen Branchenprimus Toyota trauen Experten wegen Lieferengpässen und Produktionsunterbrechungen nach dem schweren Erdbeben im März in diesem Jahr nur 7,5 Millionen Verkäufe zu. Es sei jedoch nicht sicher, ob Volkswagen damit wie anvisiert größter Autohersteller der Welt werde. „Hyundai und Renault/Nissan holen derzeit stark auf - deshalb könnte es in Zukunft häufiger Wechsel an der Spitze geben.”