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Griechen können kein Geld mehr aufnehmen

Von WZ Online

Europaarchiv

Athen. Die griechische Regierung kann nach eigenen Angaben kein Geld mehr auf den internationalen Finanzmärkten aufnehmen.


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Die in Aussicht gestellten Nothilfen der Euro-Staaten und des Internationalen Währungsfonds (IWF) müssten daher bis zum 19. Mai bereit stehen, sagte Griechenlands Finanzminister Giorgos Papakonstantinou am Dienstag vor Abgeordneten seiner Sozialistischen Partei.

Es ist das erste Mal, dass Athen erklärt, tatsächlich keine neuen Kredite mehr aufnehmen zu können. Die Kosten für die Schulden Griechenlands stiegen am Dienstag weiter auf immer neue Rekordwerte: Investoren verlangten für zehnjährige griechische Staatsanleihen eine Rendite von 9,622 Prozent. Deutschland muss für seine als sicher geltenden Papiere gerade einmal rund drei Prozent zahlen. Noch teurer waren am Dienstag zweijährige Staatsanleihen aus Griechenland, deren Rendite auf 14,96 Prozent stieg - nach 12,96 Prozent am Vortag.

Auch die Preise für Kreditversicherungen, sogenannte Credit Default Swaps (CDS), auf griechische Staatsschulden erreichten neue Rekordwerte: Sie stiegen am Dienstag auf 764 Basispunkte - das bedeutet, dass Anleiheninhaber pro Jahr bis 2015 764.000 Dollar (574.868 Euro) zahlen müssen, um 10 Mio. Dollar Anleihen gegen einen Ausfall abzusichern. Die Entwicklung zog auch die internationalen Börsen in Mitleidenschaft: Der Deutsche Aktienindex (Dax) gab bis kurz vor Börsenschluss 1,6 Prozent ab, die Pariser Börse fiel um 2,8 Prozent, in London gaben die Kurse der wichtigsten Unternehmen 1,25 Prozent nach.

In Griechenland sind die Staatsschulden aus dem Ruder gelaufen. Nach Angaben der EU belief sich das Staatsdefizit des südosteuropäischen Landes 2009 auf 13,6 Prozent der Wirtschaftsleistung, es liegt damit weit jenseits der Schuldengrenze im Stabilitätspakt von 3,0 Prozent. Papakonstantinou gestand am Dienstag ein, dass eine erneute Korrektur der griechischen Neuverschuldung im vergangenen Jahr notwendig sein könnte. Das Defizit könnte über 14 Prozent liegen, sagte er. Die europäische Statistikbehörde Eurostat hatte die Zahl am Donnerstag bereits zum dritten Mal korrigiert.