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Handelsdelegierter Freytag: Sparen allein ist zu wenig. | Wien. Griechenlands Sparpakete werden reichen, um das Staatsdefizit von zuletzt 12,7 Prozent auf die geplanten 8,7 Prozent zu senken. Davon ist Bruno Freytag, Österreichs Handelsdelegierter in Athen, überzeugt. Denn das Defizit kam hauptsächlich ausgabenseitig zu Stande, sagte er am Montag.
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Schwieriger als Steuererhöhungen und das Schrumpfen der Verwaltung seien andere Maßnahmen durchzusetzen - etwa die Steuerwahrheit bei Selbständigen, von denen viele weniger Einkommen deklarieren, als sie haben. Ein weiteres Problem sieht Freytag im Gesundheitswesen, weil die meisten Krankenhäuser keine Kostenrechnungen machen. "Die Spitäler wissen nicht, wie viel sie für Medikamente ausgeben. Internationalen Pharma-Konzernen schulden sie sechs Milliarden Euro." Für 2010 rechnet Freytag mit einem Anstieg der Arbeitslosigkeit von zehn auf 15 Prozent: "Das sind nur jene, die sich beim Arbeitsamt melden. Die wirkliche Zahl ist höher: Viele werden von den Familien unterstützt." Und verdienen dazu: Wichtigstes Nebeneinkommen sind Mieten, die zur Hälfe schwarz verdient werden. Sobald man dieses Geld versteuere, werde die Kaufkraft sinken.
Für 2010 rechnet Freytag mit einem Sinken der Wirtschaftsleistung um bis zu 2,5 Prozent. Zusätzlich zum Sparprogramm müsse der Export angekurbelt werden, der bei nur zehn Prozent der Wirtschaftsleistung liegt. Und das Land müsste sich 20 Milliarden Euro an EU-Förderungen abholen, die wegen endloser Rechtsstreitigkeiten liegen bleiben.