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Griechen skeptisch

Von Georg Friesenbichler

Wirtschaft

In Athen überwiegt der Pessimismus gegenüber zarten Hoffnungen.


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Athen. Am Syntagma-Platz im Zentrum Athens wurden am Donnerstag die Mauern von den Protest-Grafftitis gereinigt, die von den teils gewalttätigen Demonstrationen der vergangenen Woche übrig geblieben waren. Griechenland bereitete sich auf den heutigen Nationalfeiertag vor. Damit wird des 28. Oktober 1940 gedacht, an dem der Diktator Ioannis Metaxas ein Ultimatum von Benito Mussolini zurückwies, was den Krieg Italiens gegen Griechenland auslöste - der Tag wird "Ochi-Tag" genannt, griechisch für "Nein".

Dass viele Griechen auch zu dem verordneten Sparpaket Nein sagen würden, haben sie schon vergangene Woche gezeigt. Nach dem Schuldenschnitt-Beschluss von Brüssel waren die Reaktionen weniger wütend, aber trotzdem waren nur wenige der Meinung von Ministerpräsident Giorgos Papandreou, der hoffnungsfroh verkündete, dass nun "eine neue Ära, ein neues Kapitel" beginne. Sowohl die Opposition als auch der Großteil der Bevölkerung zeigen sich skeptisch. "Ich fühle mich nicht gerettet", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen 47-jährigen Lehrer, Vater von drei Kindern. Eine noch härtere Politik gegen die Bezieher niedriger und mittlerer Einkommen werde folgen, fürchtet der Abgeordnete der Linken Koalition im Parlament, Dimitris Papadimoulis. Überhaupt überwiegt die Angst vor dem Kaputtsparen. "Statt einem Haircut wurden wir skalpiert", meinte ein Gemeindearbeiter.

Optimistische Wirtschaftsmanager hoffen auf eine Chance, weil die Zinszahlungen reduziert werden, andere fürchten, dass der Schuldenschnitt nicht reicht. Auch ein europäisches Investitionsprogramm sei nötig, glauben sie. Der Mittelstand befürchtet eine riesige Pleitewelle, schreiben griechische Zeitungen.