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Griechenland gewinnt

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Die Verhandlungen scheinen gescheitert, der Internationale Währungsfonds hat die Gespräche mit Griechenland wegen Sinnlosigkeit reduziert. Die Eurogruppe weiß auch nicht mehr weiter. Griechenlands Regierungschef Alexis Tsipras spielt ein hartes Spiel rund um die Rettung oder die Pleite Griechenlands.

Man kann Tspiras und seinen Finanzminister Gianis Varoufakis mögen oder nicht, aber ihre harte Haltung verdenken kann man ihnen nicht. Erstens sind die Auflagen zur Rettung Griechenlands vergleichbar mit jenen Auflagen, die der Währungsfonds insolventen Staaten vorzuschreiben pflegt. Warum also Vereinbarungen zustimmen, bei denen die Schulden aufrecht bleiben?

Die europäischen Partner haben der neuen griechischen Regierung von Beginn an keine Luft zum Atmen gelassen. Es sind nun Politiker am Werk, die zur Misere Griechenlands nichts beigetragen haben.

Am schwersten wiegt: Ein "Grexit" würde Griechenlands wirtschaftliche Probleme nicht lösen. Die Abwertung einer dann wieder nationalen Währung bringt eine zeitliche Entspannung, aber keinerlei Veränderung.

Nun, diese Zeit können die EU und der IWF dem Land auch geben, indem die Zahlungsziele noch weiter nach hinten gestreckt werden.

Welche Auswirkungen dagegen ein "Grexit", also ein Austritt Griechenlands aus der Währungsunion (nicht aus der EU), auf die Eurozone hätte, traut sich niemand einzuschätzen. Die USA jedenfalls warnen massiv davor, ebenso das EU-Parlament. Wenn einer beginnt, könnten andere folgen, so die Argumentation.

Und ehrlich, die Weigerung Griechenlands, die Sparpolitik weiter zu tragen und gegebenenfalls die Schulden einfach nicht mehr zu bedienen, sollte gerade uns in Österreich nicht aufregen. Bei der Hypo/Heta wurden ja auch Kärntner Landeshaftungen für null und nichtig erklärt. Das ist auch nicht gerade ein Zeichen von Verlässlichkeit den Gläubigern gegenüber.

Tsipras kann also ruhig den harten Hund spielen, denn das Risiko liegt auch nach einem Grexit bei den anderen EU-Ländern.

Es wäre also klüger, Griechenland mit einem Aufbauprogramm unter die Arme zu greifen und in die Wirtschaft dort so zu investieren, dass die Arbeitslosigkeit zurückgeht. Sonst tun es China, Russland oder die USA. Was aber bleibt dann von der Europäischen Union?