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Wer hätte das gedacht? Dass Deutschland auf finanzielle Hilfe aus dem Ausland angewiesen sein würde, kam bisher selten vor. Umso mehr überrascht dies, als diese Hilfe nun ausgerechnet in der deutschen Königsdisziplin, der Formel 1, schlagend wurde. Aber es geht immerhin um etwas - die Zukunft des Nürburgringes.
Damit das Rennen an diesem Wochenende dennoch stattfinden kann, soll Formel-1-Boss Bernie Ecclestone auf 14 Millionen Euro an Antrittsgebühren verzichtet
oder zumindest die Ausfallshaftung für das Spektakel - immerhin rechnet man in der Eifel am Sonntag mit bis zu 50.000 Zuschauern - übernommen haben.
Schulden? Ausfallshaftung? Ist der Nürburgring am Ende das neue Griechenland der Formel 1? Der Vergleich erscheint gar nicht so abwegig, wurde doch auch hier auf Teufel komm raus das Geld aus dem Fenster geworfen. Von rund 330 Millionen Euro, die in VIP-Lounges, Parkplätze und einen Freizeitpark gebuttert wurden, ist da die Rede. Mit der Folge, dass der Finanzminister des Bundeslandes Rheinland-Pfalz sowie der Aufsichtsratschef der Nürburgring GmbH nicht nur ihren Hut, sondern auch auf der Anklagebank Platz nehmen mussten. Die Leidtragenden sind hingegen andere: Die insgesamt 92 Angestellten etwa, die, sollte sich bis Jahresende kein Investor finden, wohl auf der Straße stehen werden. Oder auch die Steuerzahler, die von jenen Millionen, die durch das Projekt "Nürburgring 2009" versenkt wurden, nichts mehr zu sehen bekommen werden.
Was uns das sagt? Dass Schulden und Misswirtschaft sicher keine rein griechischen Untugenden sind. Und dass bisweilen selbst deutsche Politiker und Manager - es gilt selbstverständlich auch hier die Unschuldsvermutung - in finanziellen Angelegenheiten der Unfähigkeit überführt werden können. Sogar im Motorsport, und das will in einem Land wie Deutschland etwas heißen.