Zum Jahresende 2022 hatte Hellas knapp 12 Milliarden Euro mehr an Verbindlichkeiten als zwölf Monate zuvor.
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Griechenlands Staatsschuld hat Ende 2022 erstmals die Marke von 400 Milliarden Marke durchbrochen. Damit lag sie um acht Milliarden Euro höher als die vom Athener Finanzministerium erst im November letzten Jahres festgelegte Zielvorgabe. Das liegt am erneut aufkommenden Appetit in Athen an einer teuren Neuverschuldung - wie schon vor Hellas’ Staatscrash im Frühjahr 2010. Demgegenüber werden die Athener Schulden gegenüber den europäischen Kreditgebern "weginflationiert".
Konkret belief sich die griechische Staatsschuld laut nun veröffentlichter offiziellen Angaben des Athener Finanzministeriums per Ende Dezember 2022 auf genau 400,28 Milliarden Euro. Das sind 11,94 Milliarden Euro mehr als im entsprechenden Vorjahresmonat. Im Dezember 2021 stand der griechische Staat noch mit 388,34 Milliarden Euro in der Kreide.
Ursprünglich wollte das Athener Finanzministerium die griechische Gesamtverschuldung bis Ende 2022 auf 392,3 Milliarden Euro begrenzen. Doch sie lag letztlich um 7,98 Milliarden Euro höher. Der Grund dafür ist die massive Neuverschuldung des griechischen Staates, um zusätzliche Staatsausgaben wie die hierzulande auf ohnehin hohem Niveau weiter steigenden Militärausgaben sowie die Senkung der stark gestiegenen Energiekosten für Privathaushalte und Unternehmen zu finanzieren.
Diese zusätzlichen Staatsausgaben führt die konservative Regierung unter Premierminister Kyriakos Mitsotakis auch ab Jänner dieses Jahres fort. Sie hat sich bis spätestens Juli dieses Jahres turnusgemäßen Parlamentswahlen zu stellen.
Neuverschuldung kommt teuer
Doch die Neuverschuldung ist für Griechenland teuer. Denn das Athener Finanzministerium muss dafür marktübliche Zinsen am internationalen Kapitalmarkt berappen. Sie liegen derzeit für den zehnjährigen Hellas-Bond bei happigen rund vier Prozent.
Was den Experten obendrein die Sorgenfalten auf die Stirn treibt: Aktuell belaufen sich staatlichen Bürgschaften für griechische Geschäftsbanken, Unternehmen, Privatpersonen sowie öffentliche Einrichtungen auf fast 30 Milliarden Euro.
Fest steht: Der Bruttoschuldenstand von Griechenland lag im Dezember 2022 bei 190,5 Prozent in Relation zum einheimischen Bruttoinlandsprodukt (BIP). Das ist der mit Abstand höchste Wert in der Eurozone und ganz Europa. Zugleich bedeutet dies zwar einen leichten Rückgang im Vergleich zum Jahr 2021, als die griechische Staatsverschuldung noch 194,5 Prozent gemessen an der jährlichen Wirtschaftsleistung betrug. Doch der Haken ist: Die Verbesserung im Jahr 2022 ist ausschließlich auf den quantitativen Anstieg der nominalen hellenischen Wirtschaftsleistung zurückzuführen. Der griechische BIP-Anstieg ist aber durchweg inflationsgetrieben, lag die Preissteigerungsrate in Griechenland im Jahr 2022 doch bei durchschnittlich 9,6 Prozent.
Von der griechischen Gesamtverschuldung in Höhe von 400,28 Milliarden Euro entfallen 303,54 Milliarden auf Darlehen, der Restbetrag betrifft Anleihen und Schatzwechsel. Athen schuldet der EU noch 235,57 Milliarden Euro. Diese Gelder hatte Hellas nach dem faktischen Staatsbankrott im Frühjahr 2010 bis zum Sommer 2018 aus dem sogenannten EFSF und später dem Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM) der Eurozone erhalten.
Schuld wird "weginflationiert"
Die ESM-Kredite hat Griechenland jedenfalls mit sehr langen Laufzeiten bis zum Jahr 2070 und zu sehr günstigen Konditionen wie großzügigen Stundungen und einem sehr niedrig vereinbarten Zinssatz abzustottern. Allein die Zinsen für die ESM-Kredite von durchschnittlich nur rund einem Prozent liegen aktuell weit unter der Inflationsrate in der Eurozone.
So wird die griechische Staatsschuld gegenüber der Eurozone maßgeblich "weginflationiert". Umgekehrt steigt aber offenkundig in Athen der Appetit auf eine teure Neuverschuldung an den internationalen Kapitalmärkten wieder, wie dies zu Füßen der Akropolis schon seit der Euro-Einführung Anfang 2002 bis zu Hellas’ Staatscrash im Frühjahr 2010 der Fall war.