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800 Millionen sollen bei Privaten aufgebracht werden. | Finanzkrise ließ 2008 um 27 Prozent weniger Gewinn übrig. | Wien. Nach monatelangem Feilschen um die Bedingungen ist der Deal mit der Republik paktiert: Ende April holt sich die börsenotierte Erste Group Bank vom Staat über den Verkauf von Partizipationsscheinen (PS) bis zu 1,9 Milliarden Euro. Zusätzlich sollen 800 Millionen Euro bei Privaten aufgebracht werden - zu einer Hälfte über die Platzierung von PS-Kapital und zur anderen über die Emission einer Hybrid-Anleihe.
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Wie bereits im Herbst angekündigt, geht es in Summe um 2,7 Milliarden Euro. Mit diesem stolzen Betrag will die Erste ihren Kapitalpolster füllen, um auch für mögliche Krisenfälle in Osteuropa gerüstet zu sein.
Für das PS-Kapital muss die Bank wegen der Privatquote von 30 Prozent jährlich "nur" acht Prozent Zinsen zahlen. Sollte das Kapital binnen fünf Jahren nicht rückgeführt werden, steigt die Verzinsung automatisch Jahr für Jahr an - gestaffelt bis zu einer vom Markt abhängigen Deckelung. "Das, was wir nicht zurückzahlen können, würden wir jedoch aus einer Kapitalerhöhung zahlen", sagte Bankchef Andreas Treichl am Freitag in der Bilanz-Pressekonferenz. Für das Hybrid-Kapital beträgt die Verzinsung zumindest 8,15 Prozent.
Keine strengen Auflagen
Mit den nicht stimmberechtigten PS sei für den Bund im Übrigen in keinem Fall ein Recht auf Wandlung in Stammaktien der Bank verbunden, wie Treichl betonte. Einer allfälligen Verstaatlichung von Anteilen ist demnach ein Riegel vorgeschoben. Nicht eingeschränkt ist die Erste auch bei Dividendenzahlungen, was vor allem für ihre Hauptaktionärin, die Stiftung, besonders wichtig ist. Was die Gagen der Bankvorstände betrifft, sind künftige Boni jedoch sehr wohl von den Erträgen des Instituts und den Zinszahlungen auf das PS-Kapital abhängig.
Was mit dem Bund ebenfalls vereinbart ist: Die Erste wird in den nächsten drei Jahren neue Kredite für 4,4 Milliarden Euro an die heimische Wirtschaft vergeben - und damit weit mehr als die im Oktober zunächst zugesagten drei Milliarden.
Detail am Rande: Mit der Aufnahme frischen Kapitals kann die Bank ihre Kernkapitalquote - zuletzt 7,2 Prozent - deutlich verbessern. Wäre das Kapital schon im Vorjahr geflossen, hätte sie Ende Dezember 9,8 Prozent betragen, so Treichl. Je höher die Kernkapitalquote einer Bank ist, desto günstiger kann sie sich am Geldmarkt refinanzieren.
Die gestrige Bilanz-Pressekonferenz selbst stand im Zeichen deutlich geschmälerter Ergebnisse im abgelaufenen Jahr und eines abschreibungsbedingten Verlusts von 603,4 Millionen Euro im Schlussquartal. Unter dem Strich verdiente die Erste Group 2008 mit 859,6 Millionen um knapp 27 Prozent weniger als im Jahr davor. Die Dividende wird nun von 75 auf 65 Cent je Aktie zurückgenommen.
"Die Finanzkrise hat uns viel Geld gekostet - allein die Wikinger (Island, Anm.) 288 Millionen und Lehman Brothers 33 Millionen", sagte Treichl. Daneben musste die Bank den Rotstift auch auf Firmenwerte ansetzen - bei ihren Tochterbanken in Rumänien, Serbien und der Ukraine. In der Bilanz wurden diese Abschreibungen mit dem mehr als 600 Millionen Euro schweren Erlös aus dem Verkauf der Versicherungssparte an die Wiener Städtische abgedeckt.
Betriebsgewinn legt zu
Nach wie vor rund lief es für die Erste im klassischen Bankgeschäft. Der Betriebsgewinn legte um 19,3 Prozent auf drei Milliarden Euro zu. Laut Treichl waren alle Töchter in Österreich und Osteuropa profitabel - bis auf die Ukraine-Tochter. Auf eine Prognose für 2009 hat Treichl am Freitag verzichtet: "Die würde man uns sowieso nicht glauben."