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Grinzinger Schinoiserien

Von Christina Böck

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Ein klassischer Fall von "Öha". Da wollte sich, wie die U-Bahn-Postille "Heute" berichtet, ein Heurigenwirt nur dagegen wehren, dass sich chinesische Investoren in Grinzing Revier einbringen. Laut APA lief die Konversation zwischen Wirt und mutmaßlichem asiatischen Immobilienhai knapp und folgenreich: "Die wollen unsere Häuser kaufen. Das wollen wir nicht. Da habe ich gesagt: ,Baut‘s doch Grinzing in China nach‘. Sie haben daraufhin gesagt: ‚Ja, warum nicht.‘"

Genau. Warum nicht. Aber, liebe Chinesen, wir hätten noch andere Gegenden, die sich zur Imitation für alle, die "viel Geld haben und Hans Moser lieben" anbieten. Warum sich immer auf den Lieblichkeits-Mainstream stürzen - eine schöne urbane Einöde wie in Aderklaa zum Beispiel hat auch ihren Reiz. Ist wahrscheinlich auch billiger in der Herstellung als der ganze Biedermeiertand. Aus Imagegründen würden wir den Chinesen derzeit sogar die ganze U6 schenken.

Aber möglicherweise haben sich die Kopiermeister ohnehin schon säuerlich zurückgezogen. Hat doch die Gratiszeitung der Versuchung nicht widerstehen können, einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nachzugehen: Das heitere Fremdsprachen-Verballhornen: "Plost!" wurde gewünscht und Grinzing wurde flugs zu "Glinzing". Wie man seit der Volksschule weiß, ist Chinesisch die einfachste Sprache der Welt: Es reicht ja, ein r gegen ein l zu tauschen und schon spricht man astrein Chinesisch. Die zweiteinfachste Sprache der Welt ist übrigens Französisch. Da muss man nur jedes ch mit sch ersetzen. So gesehen: Wird vielleicht nichts mit der Schinoiserie.